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Wenn sich in Spanien etwas wie warme Semmeln verkauft, sagt man in Spanien "se vende como churros calientes". Vor allem im Winter hat das beliebte Fettgebäck Saison bei Weihnachtsevents und Jahrmärkten. Und nach einer wilden Silvesterparty ist es Tradition, die lange Nacht mit einem Frühstück aus heißer Schokolade und Churros zu beschließen. Vorzugsweise tunken die Spanier die frittierte Teigstange dann in die dick angerührte Schokolade. Das schmeckt für die meisten mitteleuropäischen Gaumen zu süß und schwer, gibt aber Energie für den Tag und ein neues Jahr.

"Churro ist nicht gleich Churro", sagt Miguel Tanco, der in diesen Wochen mit seinem Stand auf der Plaça de l'Olivar in Palma präsent ist. Jeder Churro-Bäcker habe seine eigenen Rezepte mit ganz individuellem Geschmack. Was genau der Trick ist, will Tanco nicht verraten. Alteingesessene Mallorquiner holen ihre Churros jedenfalls immer an der gleichen Bude oder im gleichen Café. Einige Häuser haben sich ganz auf das typische Gebäck spezialisiert, die Xurreria Rosaleda an der Costa de la Pols hinter der Sant-Miquel-Kirche besteht schon seit über 50 Jahren und ist damit die älteste in Palma.

Eine gute Qualität lässt sich unter anderem daran festmachen, dass die süße Köstlichkeit von Hand in einer Pfanne mit Olivenöl frittiert wird. Aus Kostengründen weichen aber viele Hersteller auf eine Mischung mit anderen Ölen aus. Ähnlich wie Windbeutel, Krapfen oder Marillenknödel bestehen Churros aus Brandteig. Das heißt, die Masse wird bereits vor der Eizugabe erhitzt. Ist alles fertig angerührt, kommt der Teig in eine riesige Spritztüte aus Metall und wird in die Pfanne mit dem heißen Öl gedrückt. Hier entscheidet der Bäcker, ob er gerade Stücke von der Teigschnur abschneidet oder eine Schnecke daraus bastelt. Gegessen werden die Churros möglichst frisch. Natürlich müssen sie ein paar Minuten abkühlen, sollten aber unbedingt noch warm oder heiß sein. Bezahlt wird die Ware nach Gewicht, eine Tüte mit 250 Gramm kostet mindestens vier Euro. Bestellen kann man aber auch kleinere Portionen.

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Serviert wird das Gebäck zu jeder Tageszeit, auch mit Vanille- oder Schokoladenfüllung, wozu man die natürlichen Hohlräume ausnutzt, die beim Garen entstehen. In diesem Fall gibt es einen Stückpreis von zwei bis drei Euro. Je nach Geschmack kommt Puderzucker darüber. Die Churros sind nicht nur in Spanien, sondern auch in Lateinamerika, im Südwesten der USA, in Marokko, der Türkei und Frankreich bekannt. Dort heißen sie "chichis" oder "chouchous".

Auch andere Länder kommen mittlerweile auf den Geschmack. Einige deutsche Weihnachtsmärkte und das Münchner Oktoberfest haben ebenfalls Churros im Angebot. "Anfang der neunziger Jahre habe ich mich mit meinem Stand dort beworben", sagt Churro-Bäcker Miguel Tanco. Leider sei er damals abgelehnt worden, er wisse aber von Kollegen, die ihre Ware nun auf der Theresienwiese anbieten dürfen.

Ein spanischer Exporterfolg ist das Fettgebäck seit letztem Herbst auch in China, wo das traditionsreiche Madrider Kaffeehaus San Ginés die spanischen Churros in drei Filialen in Schanghai mittlerweile zum Verkaufsschlager gemacht hat. Kreiert wurde dafür eigens der chinesische Name "xuanlezi" - was in etwa so viel bedeutet, dass etwas fröhlich wächst und Kurven dreht. Offenbar schmeckt es den Chinesen, sie verzehren die Churros allerdings am liebsten mit Cheddar-Käse oder mit einer Kugel Eis.

Süß-saure Soße zu dem Gebäck ist in China zwar noch nicht im Angebot, dafür aber in Australien. Ganz global und weltoffen hat man die Churros dort in allen möglichen süßen, salzigen und pikanten Varianten adaptiert. Gegessen werden sie auch gerne mit Rührei oder Tomatensoße.