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Mallorquiner können schon sehr eigen sein, und die Liebe zu heimischen Produkten treibt mitunter Blüten. So auch im Fall des kleinen Brötchens, das Unwissende durchaus als "fad und labberig" betiteln könnten. Es ist hell, es ist weich, es ist relativ geschmacksneutral und trotzdem ist es heiß umkämpft und umworben.

Rettet das Llonguet - rettet das kleine Brötchen mit der Rille! "Es war ja eher so", sagt José Juan Luna von der Gruppe Orgulllonguet, "wir wollten den typischen Festen wie Sant Sebastià mehr Leben, mehr Interaktivität einhauchen, die Leute sollten sich wieder mehr beteiligen." Und da ein Städter aus Palma auch Llonguet genannt wird, war der Name der Aktivistengruppe geboren.

Was anfangs nicht konkret auf das Brötchen bezogen war, zog trotzdem Kreise. Das Llonguet ist, im Vergleich zu einer normalen Barra, also einer Stange Weißbrot, relativ teuer. 50 Cent kostet ein kleines, 80 Cent das große mallorquinische Brötchen. Viele Kunden greifen stattdessen zu der Weißbrotstange, die Verkaufszahlen gingen zurück.

Der Bäcker der Traditionsbackstube C´an Canet in Palmas Altstadt bäckt zweimal am Tag die typischen Brötchen. "Viele Leute bevorzugen ein Brötchen aus der zweiten Fuhre. Es konnte länger gären und ist entsprechend kräftiger im Geschmack."

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Juan Piza Bauza, Enkel des Gründers des Familienbetriebs "Bar Tony", schwört auf die Llonguets des Traditionsbäckers. "Es gibt entweder sehr gute oder sehr schlechte, dazwischen gibt es nichts." Die von Casa Canet gehören offenbar zu den guten: Sie zeichnen sich durch einen feinen, dichten Teig aus, so wie es sein muss, findet Juan.

In der Bar Tony ist um 11 Uhr morgens kein Tisch frei, die hellen Brötchen gehen in Windeseile über den Tresen. "Die klassische Variante mit Butifarra oder Serrano-Schinken und Käse ist besonders beliebt", erzählt Juan.

Die Idee von Orgulllonguet schlug ein. "Wir spüren den Effekt, unsere Verkaufszahlen steigen wieder", sagt die Verkäuferin von C'an Canet.

(aus MM 8/2015)