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Rohkost-Veganer und leckere Schoko-Brownies, widerspricht sich das nicht? Tiramisu ohne Mascarpone und Eier, ist das nicht irgendwie Betrug? Und überhaupt, leckere Törtchen ohne ein Gramm Zucker oder Butter, nicht mal gebacken?

Sich komplett von veganer Rohkost zu ernähren, wäre für Serena Sirini zwar erstrebenswert, aber mit zwei Kindern nicht unkompliziert. Die Italienerin aus dem Land der Pizza- und Pasta-Spezialitäten, die zudem noch lange in der traditionellen Bäckerei ihrer Schwiegereltern in Mailand gearbeitet hat, hat jedoch eine Nische für sich entdeckt: Kuchen, Desserts und Torten nach veganen Rohkostrezepten, die so köstlich sind, dass man keine Sekunde Eier, Butter oder Sahne darin vermisst.

Vegane Rohkost, was ist das eigentlich? "Wir verzichten auf alle tierische Produkte, also im Gegensatz zu Vegetariern auch auf Eier und Milchprodukte oder Honig, und erhitzen die Lebensmittel nie über 45 Grad, so dass keine wertvollen Vitamine durch Kochen oder Backen vernichtet werden", erklärt Serena. Klingt erstmal kompliziert, doch wenn man sich die Liste ihrer wichtigsten Grundzutaten ansieht - natürlich alle aus organisch-biologischem Anbau - sieht es schon anders aus: Nüsse in jeder Form, gehackt, gemahlen, als Milch oder Mehl. Fett, Öl, Mehl, Milch oder Blütenzucker der Kokosnuss. Datteln und Agavensirup, Rohkakao und Gewürze, Algen und natürlich Früchte aller Art.

Was Serena aus diesen Zutaten zaubert, lernte sie erstmals bei einem Meister seines Faches: Vito Cortese ist Inhaber der veganen Konditorei "Grezzo" in Rom und Schüler des amerikanischen Raw-Food-Gurus Matthew Kenney. "Als ich zum ersten Mal Vitos Sachertorte probiert habe, hatte ich eine echte Erleuchtung. Ich war fasziniert von der Art der Zubereitung, aber vor allem davon, dass gesundes Essen und leckerste süße Delikatessen sich nicht ausschließen." Das sei es auch, was ihr am meisten am Herzen liege: Die Menschen aufzuwecken, ihnen anhand der Konditorkunst zu zeigen, wie befriedigend es sein kann, sich gesund zu ernähren. "Was für uns gut ist, ist auch für unseren Planeten gut. Wenn wir das lernen, könne wir unsere Umwelt verbessern."

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Das sagt sie keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger, sie und ihre Familie seien zwar Veganer, aber nicht immer Hard-Line-Rohköstler. "Ich möchte mit meiner Arbeit einfach zeigen, wie lecker es sein kann, ein gutes Gewissen zu haben", sagt die gelernte Konditorin.

2016 kam sie mit ihren italienischen Mann, einem Koch, und zwei Kindern nach Mallorca. Anfang dieses Jahres eröffnete Mrs. Sweet, so ihr Geschäftsname, dann ihre Werkstatt-Küche in Lloseta. Hier entstehen die Mango-Törtchen, Tiramisu-Stücke, Brownies, Sacherwürfel oder Vanille-Obst-Tartelletes, um nur einige zu nennen. Zermahlene Cashewkerne geben hier dem Mangomousse die feine Textur, Kokosblütenzucker etwas Süße. Teigboden entstehen zum Beispiel aus gemahlenen Nüssen und Datteln, eine Vanillecreme erhält ihre Festigkeit durch die Alge "Irish Moos" statt durch Eier und Schlagsahne, Zitronensaft und Abrieb der Schale geben das Aroma. Und rohes Kakaopulver liefert Schokogeschmack hoch zehn. Es sei alles kein Geheimnis, nur eine Frage der richtigen Zutaten. Manche Sachen werden in einem speziellen Ofen bei maximal 42 Grad getrocknet, "aber ich zerstöre nichts durch übermäßiges Erhitzen". So wirken manche ihrer kleinen Törtchen wie wahre Energieriegel, vollgestopft mit hochwertigen Zutaten. Das habe natürlich seinen Preis, denn Nüsse, Datteln und Rohkakao sind teurer als Eier und Butter. "Aber gibt nicht jeder gerne Geld für seine Gesundheit aus?"

Eine Verkaufstheke gibt es hier nicht, Kunden bestellen und holen ihre Ware dann ab, oder nehmen den Lieferservice in Anspruch. Auch Workshops über ihre Arbeit bietet Serena an, Infos dazu und zu ihren weiteren Angeboten findet man auf der Facebookseite von Mrs. Sweet.

(aus MM 9/2017)