Josef Sauerschell (Mitte), seine Frau Leonor Payeras (zweite von rechts) und das Team seines Restaurants Es Racó d'es Teix. | Alba Gine

TW
0

Nach 20 Jahren hat das Restaurant "Es Racó d'es Teix" in Deià keinen Stern mehr. Bei der Verleihung der Michelin-Sterne für Spanien und Portugal fand das Lokal des Franken und langjährigen Mallorca-Residenten Josef Sauerschell keine Erwähnung. Der Spitzenkoch zog sich bewußt aus dem Wettbewerb zurück. Josef Sauerschell und seine Frau Leonor Payeras trafen die Entscheidung bereits vor Monaten.

Mallorca Magazin: Wie kam es zu dem Entschluss?

Leonor Payeras: Im Juli hatten wir den Verantwortlichen des Guide Michelin geschrieben, dass wir den Stern gerne nach 20 Jahren abgeben möchten. Sie waren dort sehr überrascht. Das passiert nicht jeden Tag.

MM: So etwas hört man dort aber auch nicht gern, oder?

Payeras: Nein. Wir haben im Vorfeld mit unseren Kindern gesprochen und lange überlegt, ob wir diesen Schritt gehen wollen. Und uns schließlich so entschieden.

MM: Was hat letztlich den Ausschlag gegeben?

Josef Sauerschell: Ich bin jetzt 66 Jahre. Ich koche seit 50 Jahren. Ich habe seit 20 Jahren im Es Racó d’es Teix einen Stern. Keine unserer drei Töchter wird unser Restaurant weitermachen. Ich habe ja nichts davon, wenn ich jetzt noch zwei, drei Jahre mit Stern weiterkoche. Den kann ich jetzt mal weglassen.

MM: Es gibt Wichtigeres im Leben?

Ähnliche Nachrichten

Sauerschell: In meinem Umfeld höre ich gerade von so vielen Erkrankungen, auch schweren Krebserkrankungen. Und dann kommt Corona noch hinzu. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich aufstehen und frühstücken kann. Unbeschwert. Was ist wichtiger: Stern oder Gesundheit und Familie? Für mich, für uns war die Entscheidung klar.

MM: Sie sind Großvater geworden, spielte das bei der Entscheidung auch eine Rolle?

Sauerschell: Ja, wir haben jetzt einen Enkel. Da haben wir doch unseren Stern. Das ist unser größter Stern. Es gibt gar kein größeres Glück. Wenn ich den Kleinen an der Hand habe, geht mir das Herz auf.

MM: Sie fühlen sich richtig erleichtert?

Sauerschell: Ich würde sagen: befreit. Ich koche ja deshalb nicht anders. Ich habe meinen Stil, meine Linie. Und der folge ich. Das habe ich schon immer so gemacht. Ich kann gar nicht anders. Und ich koche ja nicht für die Tester, sondern für die Gäste.

MM: Ist das bei anderen Köchen aus Ihrer Erfahrung anders?

Sauerschell: Manche sind nur darauf aus, einen Stern zu erkochen. Das war bei mir nie so. Aber wenn man einen Stern hat, dann ist das doch immer im Hinterkopf und man spürt einen gewissen Druck. Sterneküche – das ist jeden Tag ins Restaurant gehen und Gas geben. Man hat ständig alles im Blick, das Personal, die Präsentation der Gerichte … Deshalb freue ich mich, dass ich nun die letzten Jahre so befreit aufkochen kann. Jetzt ist die nächste Generation dran, um einen Stern zu erkämpfen. Jetzt sind die Jungen an der Reihe. Wir haben unser Bestes getan! Für mich heißt es jetzt: easy kochen!

Die Fragen stellte Kirsten Lehmkuhl.