Geschützt von mächtigen Gebirgsrücken, herrschen auf Mallorca ideale Bedingungen für die Erziehung von Rebsorten | CAIB

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Inmitten eines trockenen und immer noch extrem heißen Sommers hat auf Mallorca die Weinlese begonnen. Besonders die hohen Temperaturen in den vergangenen Monaten veranlassen die Insel-Winzer zu einer positiven Prognose. Sie erwarten in diesem Jahr extrem geschmacks-intensive Rebensäfte mit viel Körper – wie das in heißen Sommern mit sehr wenig Niederschlag üblich ist. Aber: die Hitze ist auch der Grund dafür, dass in diesem Jahr mit einer geringeren Menge Wein zu rechnen ist, denn vielerorts sind die Trauben aufgrund der Trockenheit noch am Rebstock eingegangen.

Die Erntehelfer sind bereits jetzt mit der Weinlese beschäftigt.
Die Erntehelfer sind bereits jetzt mit der Weinlese beschäftigt.

Dies und die galoppierende Inflation seien die Gründe dafür, dass Kunden im kommenden Jahr auch mit höheren Preisen rechnen müssten. „Von der Abfüllung über die Etikettierung bis zum Transport haben wir seit Monaten mit dramatisch gestiegenen Preisen zu kämpfen”, sagt beispielsweise Ramón Servalls, Geschäftsführer der Bodega Macià Batle in Santa Maria. „Wir werden deshalb unsere Strategie anpassen müssen.”

Ähnliches verlautet auch aus der Bodega José Luis Ferrer in Binissalem, wo Geschäftsführer José Luis Roses anmerkt, dass insbesondere die stark gestiegenen Energiekosten zu schaffen machten. „Wir müssen die Trauben im Rahmen des Produktionsprozesses von 30 Grad Außentemperatur auf fünf Grad herunterkühlen, und das wird immer teurer.” Zwar habe man mit der Installation hauseigener Photovoltaikanlagen bereits Abhilfe schaffen können, an einer Preissteigerung führe aber dennoch kein Weg vorbei. Und auch in der Bodega Son Prim ist man sich sicher: „Die Preise werden steigen, aber es wird sich alles in einem gewissen Rahmen bewegen, der die Verbraucher nicht überfordert”, so Jaime Llabrés, der das Weingut in der dritten Generation leitet.

Der heiße Sommer hat die Früchte süß werden lassen – einige sind aber auch vertrocknet.
Der heiße Sommer hat die Früchte süß werden lassen – einige sind aber auch vertrocknet.

Aber: Worin sich alle „Bodegueros” einig sind, ist, dass der kommende Jahrgang einer von enormer Qualität sein wird. Die Hitze der vergangenen Monate sowie die ausgebliebenen Niederschläge hätten dafür gesorgt, dass die Trauben deutlich süßer sind als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig habe man wegen der weit fortgeschrittenen Reife die Lese vorziehen müssen und bereits Mitte August damit begonnen – nicht nur auf Mallorca, sondern in ganz Spanien.

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„Wir rechnen mit Weinen mit mehr Körper, einem höheren Alkoholgehalt und intensiverer Farbe”, so Ramón Servalls. Bei Weißweinen könnte sich der Alkoholgehalt auf bis zu 13 Prozent erhöhen”, versichert der Önologe Rafa Montero vom Weingut Son Juliana. Bei Rotweinen seien in der Spitze sogar mehr als 15 Prozent möglich.

Hervorzuheben sei hier insbesondere der Unterschied zwischen autochthonen Trauben und jenen vom Festland. So hätten die mallorquinischen Rebsorten die Hitze noch besser vertragen als importierte Arten”, heißt es beispielsweise von der Finca Biniagual. „Wir erwarten deshalb gerade im Hinblick auf die heimischen Sorten einen sehr interessanten Jahrgang voller Volumen, noch besser als 2021.”

In der Bodega Biniagual werden die Trauben nach der Lese untersucht und sortiert.
In der Bodega Biniagual werden die Trauben nach der Lese untersucht und sortiert.

Die anhaltende Hitze und die Trockenheit haben neben positiven Auswirkungen auf die Qualität des Weines aber auch Schattenseiten. So sei die Zahl der Trauben deutlich zurückgegangen. „Um etwa 30 Prozent”, versichert Ramón Servalls. Denn: viele Rebstöcke seien in den vergangenen Wochen schlicht vertrocknet. Während die Sorten Chardonnay und Sauvignon Blanc bei Macià Batle bereits geerntet sind, hofft Servalls deshalb bei den noch ausstehenden Sorten Mantonegro und Cabernet auf eine positive Auswirkung möglicher leichter Regengüsse.

Auch bei José Luis Ferrer fällt die Lese in diesem Jahr „schlanker” aus, wenngleich nicht geringer als in den vergangenen zwei Jahren, als es dort bereits einen deutlichen Rückgang gegeben hatte.

Für Stress sorgt bei allen „Bodegueros” derzeit jedenfalls diese frühe Rekordlese, denn es ist nicht einfach, Mitte August an Erntehelfer zu kommen, außerdem ist es nach wie vor sehr heiß, sodass vor allem in den Nacht- und Morgenstunden gelesen werden muss. Einen Vorteil aber habe diese frühe Ernte: „So laufen wir nicht Gefahr, dass uns Herbststürme mit Hagel die Trauben zerstören”, sagt José Luis Roses.