,,Isla de la calma” wurde sie einst genannt, ,,Insel der Ruhe”.
Damit ist es in vielen Regionen dieses schönen Eilandes schon lange
vorbei. Mallorcas ist eine laute Insel geworden. Das stört die
Einheimischen, das stört aber auch die Urlauber. Die Klagen über
Lärmbelästigungen stehen ganz oben auf den Beschwerdebögen
befragter Gäste.
Nur: Was ist Lärm? Wir wissen, dass das Lärmempfinden nicht nur
von Dezibel abhängt. Die Jugendlichen, die mit ihren frisierten
Mopeds ganze Wohnviertel terrorisieren, ,,stehen” auf den Sound.
Für Jetski-Fahrer, die Ruhesuchende in abgelegenen Calas das
Naturlebnis vermiesen, wäre ein geräuschloses Gleiten nur das halbe
Vergnügen.
Ganz ähnlich steht es mit dem Kneipenlärm, der jetzt wieder in die
Diskussion geraten ist, vor allem an der Playa de Palma. Tausende
von überwiegend jungen Leuten kommen mit der Erwartung auf die
Insel, hier in lauen Sommernächten im Freien feiern zu können – mit
Musik, logisch. Das kollidiert mit den Interessen von Anwohnern und
anderern Urlaubern, die nicht Halligalli, sondern Erholung
suchen.
Eine einvernehmliche Lösung scheint unmöglich. Das hat man schon
in Palmas Ausgehviertel La Lonja gesehen. Aber an der Playa de
Palma liegt der Fall doch etwas anders. Die Playa ist eine
ausgesprochen touristische Zone und auch den meisten Urlaubern als
eher ,,fröhliche” Ecke bekannt. Zehntausende suchen diese Art der
Urlaubsunterhaltung, und alle haben gut Kasse gemacht. Einige
,,Ballermann”-Auswüchse sind abstoßend und sollten verhindert
werden, aber es muss nicht sein, dass die Musik und damit die
Zapfhähne um Mitternacht abgestellt werden. Aus der Playa de Palma
kann eh' kein mondäner Kurort werden.
Dass der Konflikt immer schärfer wurde – in der Lonja ebenso wie
an der Playa –, geht auf die Kappe der Stadtverwaltung. Kneipe um
Kneipe hat man zugelassen – oder schweigsam geduldet –, und
plötzlich wundert man sich, dass es Kneipenlärm gibt. Das
widersprüchliche Handeln setzt sich bis heute fort – gerade wurde
beschlossen, dass Café-Terrassen länger aufhaben dürfen.
Wenn die Stadt und andere unbedingt Aktionismus an den Tag legen
wollen, könnten sie das an anderen Fronten tun: Zuallererst dürfen
sie gegen den infernalischen Mopedlärm vorgehen: Von dem sind
nämlich alle Bewohner betroffen.
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