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In Spanien ist erstmals ein an der Rinderseuche BSE erkranktes Tier nachgewiesen worden. Damit hat der seit Mitte der 80er Jahre in Europa grassierende ,,Rinderwahnsinn” nach einem halben Dutzend EU-Staaten erstmals auch die Heimat der Toros und Stierkämpfer erreicht. Die Regierung in Madrid bekräftige das Einfuhrverbot für Rindfleisch aus England, Irland, Frankreich, Portugal und der Schweiz und kündigte ein Maßnahmenbündel zur Bekämpfung der Seuche an.

In Sachen Vertrauensbildung bei den Konsumenten gingen Bauernvertreter auf den Balearen in die Offensive. Auf dem Inselarchipel gebe es ein Höchstmaß an Sicherheit, betonten Vertreter der Vereinigung junger Landwirte, ASAJA. ,,Der Verbraucher muss sich keine Sorgen machen”, sagte der für die Rinderhaltung zuständige ASAJA-Sprecher Tomàs Cortés. Alle gesetzlich vorgeschriebenen Regeln werden nach seinen Worten auch im Interesse der Rinderzüchter streng eingehalten.

Die Rinderseuche trete bekanntlich frühestens bei Tieren auf, die älter 25 als Monate, also über zwei Jahre alt seien. Die Rinder, die auf den Balearen zum Fleischverzehr geschlachtet werden, seien dagegen nur neun bis zwölf Monate alt. ,,Es ist unmöglich, dass sie an der Krankheit leiden.” Das im nordwest-spanischen Galizien entdeckte BSE-Rind war bereits Ende Oktober im Alter von fünf Jahren gestorben. Das von niederländischen Rindern abstammende Tier war auf einem kleinen Bauernhof in Carballedo bei Lugo gemeinsam mit acht anderen Rindern gehalten worden. Die Kuh soll ihr ganzes Leben dort zugebracht und nie gekalbt haben.

Noch ungeklärt war ein anderer Fall in Galizien. Im weiter nördlich gelegenen Coristanco bei La Coruña wurde ein krankes Tier entdeckt. Der BSE-Verdacht konnte jedoch noch nicht nachgewiesen beziehungsweise ausgeräumt werden.

Das ebenfalls fünf Jahre alte Tier österreichischer Abstammung lebte auf zwei Bauernhöfen mit jeweils 14 und 23 Tieren. Die galizische Regierung verbot acht Viehhaltungen in der Region, unter ihnen die beiden Bauernhöfe der genannten Kühe, ihre Tiere weiterzuverkaufen oder schlachten zu lassen, um auf diese Weise möglichen Ansteckungen vorzubeugen.

Die Madrider Zentralregierung kündigte an, am Freitag (24. November) unter anderem einen neuen Tarif für Entschädigungen zu verabschieden. Halter von erkrankten Tieren sollen einen Ausgleich erhalten. Gleichzeitig will die Regierung die Überwachung verschärfen. ,,Das Risiko einer Epidemie ist derzeit nicht gegeben”, sagte der spanische Agrarminister Miguel Arias Cañete.

Gleichwohl warf ihm die Opposition Untätigkeit und ,,Geschwätzigkeit” vor. Die Agrar-Experten der PSOE forderten, die Zahl der Kontrollen sowie der BSE-Analysen zu erhöhen. In den Schlachthöfen seien tierische Körperteile wie Hirn und Rückenmark, die den Erreger in sich tragen könnten, zu vernichten. Die Kennzeichnung der für den Konsum bestimmten Fleischprodukte sei zu verbessern.

Auf den Balearen werden nach ASAJA-Angaben rund 12.000 Rinder im Jahr geschlachtet. In der Regel kommen die Tiere in Menorca zur Welt, auf Mallorca werden sie gemästet.