Ein Sandstrand wie auf Mallorca. Winterlich verwaist. Nur eine
Handvoll Uniformierter gruppiert sich um ein seltsames Bündel im
Sand. Es ist die Leiche eines Immigranten.
Fast jeden Abend serviert das spanische Fernsehen solche Bilder.
Zu Tausenden steuern afrikanische Flüchtlinge die andalusische
Küste an, um politischer Verfolgung oder – weit häufiger – der
Armut zu entgehen. Viele der Nussschalen, die sie benutzen, halten
den Gewalten des Meeres nicht stand. Hunderte der armen Menschen,
darunter Frauen und Kinder, verschwinden einfach, nur die, die an
die Küste geschwemmt werden, dringen in die Statistik und –
vielleicht – in das öffentliche Bewusstsein.
Eine Tragödie, die sich zwar nicht vor unserer Haustüre, aber
doch nah genug abspielt, in unserem Gastland nämlich. Und uns
deutlich macht, wie nah sich bitterste Not und Wohlstand sind. Wenn
Weihnachten heute noch einen Sinn hat, dann den, dass das Fest
möglicherweise ein wenig Zeit und die Ruhe bietet, über diese
Zusammenhänge nachzudenken.
Die große Mehrheit der Mallorquiner und ihrer (deutschen) Gäste
leben in Wohlstand oder doch zumindest sozialer Sicherheit.
Gleichwohl herrscht eine zunehmende Unzufriedenheit. Hier wird über
zuviele fremde Investoren geklagt, da über mangelnde Freundlichkeit
der Mallorqiner – na ja, Sie kennen die ,,Probleme” aus unserer
Berichterstattung im zu Ende gehenden Jahr.
Sie minimieren sich auf kaum wahrzunehmende Dimensionen, wenn
wir an den toten Marokkaner im Sand des Surferparadieses Tarifa
denken. Oder an die Opfer des Terrorismus in Spanien, zu denen auch
die Lebenden gehören, die in ständiger Angst vor den Killern der
ETA leben müssen. Eine Angst, die man auf Mallorca ebenfalls kaum
kennt. Die Insel bietet wirklich alle Voraussetzungen, um das Leben
zu genießen. Auch dessen darf man sich ruhig mal wieder bewusst
werden.
Schön, dass aus dieser starken Position heraus immer mehr
Menschen an die Schwachen denken, die es natürlich auch auf
Mallorca gibt. Je näher uns ein Problem ist, desto stärker rührt es
uns an. MM hat daher zu Spenden für den hiesigen
Elternverein krebskranker Kinder aufgerufen – mit Erfolg. Noch
läuft die Aktion. Helfen Sie mit, dass sie ein großer Erfolg
wird.
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