Es schien eine Formsache zu sein, als vor einem halben Jahr die
siebte Strafkammer des Amtsgerichts Palma das Verfahren gegen die
deutsche Ärztin Bettina Franke (Name geändert) einstellte. Man
müsse noch eine Akte aus Deutschland anfordern, dann wäre der
,,Ärztekrieg” unter deutschen Medizinern in Mallorcas Südwesten
beendet.
Denn die Staatsanwälte in Münster hatten in der Sache bereits
ermittelt, und laut Schengener Abkommen darf ein Delikt nicht
doppelt verfolgt werden. Aber die Mühlen der Justiz mahlen langsam:
Am Dienstag vertagte sich die Kammer erneut mit der Vorgabe, bis
zur neuen Verhandlung endlich die offizielle Entscheidung aus
Münster anzufordern.
Der Streit zwischen Dr. Franke und ihrem ehemaligen Chef Dr.
Karl Berg (Name geändert) gärt seit 1998. Er hat sie wegen Bruchs
der ärztlichen Schweigepflicht angezeigt. Sie habe Patientendaten
aus seiner Praxis entwendet, wo sie beschäftigt war. In der Tat hat
Franke in Deutschland mit Informationen dazu beigetragen, ihren
Ex-Chef des Sozialversicherungsbetruges zu überführen.
Denn Berg war zwar offiziell berufsunfähig geschrieben und bezog
deswegen eine Pension der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe. Dennoch
behandelte er auf Mallorca auch Patienten. Als der Schwindel
aufflog und Berg das Geld zurückzahlen musste, zeigte er seine
ehemalige Angestellte an.
Der Unschuldsbeweis wird der unbescholtenen Dr. Franke schwer
gemacht: Die aus Deutschland angekommene Prozessakte von 120 Seiten
war nach der Übersetzung in Palma nur noch 100 Seiten stark. Es
fehlten viele Pasagen, die Franke entlasteten.
Die Medizinerin, die jetzt von Star-Anwalt Rafael Perrera
vertreten wird, ist jedoch sicher, dass das Dokument aus
Deutschland sie vor weiterer Verfolgung bewahren wird.
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