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MM: Das Gesetz zur Ökosteuer für Touristen ist im Regionalparlament. Wann erwarten Sie die Verabschiedung?
Alomar: Ich gehe davon aus, dass das Gesetz im März verabschiedet wird

MM: Ab wann soll die Steuer erhoben werden?
Alomar: Sechs Monate nach der Veröffentlichung im Gesetzblatt, die wohl im Mai sein wird.

MM: Worauf wird die Steuer genau erhoben?
Alomar: Auf die Übernachtung in touristischen Einrichtungen. Pro Person und Nacht werden in der Regel ein Euro, bei Land– und Agrohotels 0'25, bei Fünf–Sterne–Hotels zwei Euro fällig.

MM: Welche Einnahmen erwarten Sie pro Jahr?
Alomar: Wir rechnen mit 12 Milliarden Pesetas (141.000.000 Mark).

MM: Wofür soll das Geld verwendet werden?
Alomar: Sämtliche Einnahmen dienen der Verbesserung der Infrastruktur touristischer Zonen, der Verbesserung der Natur, dem für den Tourismus wichtigen Denkmalschutz und um die Solidarität zwischen dem Agrar– und Dienstleistungssektor zu fördern.

MM: Subventionen für mallorquinische Bauern aus der Ökosteuer?
Alomar: Nichts dergleichen. Weder Subventionen noch Einkommenshilfen. Wir wollen helfen, bestimmte Produkte zu vermarkten und den Landschaftsschutz zu fördern.

MM: Was ist unter Verbesserung der Infrastrukturen konkret zu verstehen?
Alomar: Zum Beispiel die Errichtung oder die Verbesserung von kulturellen Einrichtungen oder Sportanlagen. Oder verbesserte Einrichtungen für das Klären von Abwässern, die Müllentsorgung. Also all das, wofür es noch keine öffentliche Dienstleistungen gibt.

MM: Die Errichtung von Infrastruktur in touristischen Gebieten oder der Denkmalschutz sind nicht wirklich ökologisch. Warum dann Ökosteuer?
Alomar: Die Ökosteuer ist keine Ökosteuer in dem Sinne. Das ist der Name, den man ihr gegeben hat. Ich möchte unterstreichen, dass die Abgabe nicht dazu dient, die touristische Aktivität auf den Balearen zu reduzieren, wie etwa die Ökosteuer in Deutschland den Benzinverbrauch senken soll.

MM: Wer wird über die Ausgaben entscheiden?
Alomar: Das balearische Tourismusminsterium. Letztlich das Sagen wird eine Kommission haben, in der alle beteiligten Ministerien mitarbeiten. Die Projekte werden von den Gemeinden, vom Inselrat oder von Vereinen und Verbänden vorgeschlagen werden.

MM: Die Hoteliers und die Reiseveranstalter beklagen, dass die Abgabe ungerecht ist, weil ein hoher Anteil der Besucher nicht in Hotels absteigt. Die belasten deswegen nicht weniger die Umwelt, zahlen aber keine Ökosteuer.
Alomar: Diese Behauptung stimmt heute schon nicht, und wird es in Zukunft noch weniger tun. Die große Mehrheit der Touristen, mehr als 80 Prozent, steigt in touristischen Unterkünften ab. Außerdem arbeiten wir daran, die illegale Offerte, die beispielsweise via Internet verkauft wird, aufzudecken.

MM: Ein Argument für die Ecotasa ist die Qualitätsverbesserung. Viele glauben, dass mit dem Billigtourismus das Preiswert–Segment ausgemerzt werden soll.
Alomar: Qualität ist nicht einfach zu erreichen. Aber die Definition ist leicht: Qualität ist, wenn der Kunde zufrieden ist. Wenn ein Kunde in einer Pension absteigt, die seine Erwartungen erfüllt, ist er zufrieden. Die Ökosteuer soll helfen, das Umfeld zu verbessern. Das wird dazu beitragen, die Zufriedenheit der Urlauber aller Kategorien zu steigern. Insofern dient die Abgabe zur Qualitätssteigerung.

MM: Welche Erwartungen haben sie für die kommende Sommersaison?
Alomar: Wir haben ein Abkommen mit der Uni Dresden unterzeichnet, die uns über den deutschen Markt informiert. Die ersten Ergebnisse deuten an, dass wir eine ähnliche Saison wie 2000 erwarten können.

MM: Die von Ihnen angestrebte Entzerrung der Saisonzeiten scheint nicht zu funktionieren. Im Sommer gibt es noch sehr hohe Auslastungsspitzen, das Wachstum im Winter hat sich jedoch verlangsamt oder sogar umgekehrt.
Alomar: Der ersten Aussage stimme ich zu, der zweiten nicht. Der Besucherzustrom der Hochsaison – mittlerweile von Ostern bis Oktober – ist 2000 im Vergleich zu 1999 lediglich um weniger als 0'6 Prozent zurückgegangen. Demgegenüber ist die Zahl der Urlauber in der Wintersaison um mehr als 1'4 Prozent gestiegen. Vergleichen wir allerdings Monat für Monat, stellen wir fest, dass November und Dezember 2000 in der Tat unter den Zahlen des Vorjahres lagen. Dafür haben wir im Januar ein Plus von 18 Prozent, der deutsche Markt wächst um satte 43 Prozent, der Februar wird erneut ein Rekordmonat. Zu sagen, die Nebensaison würde schlecht laufen, ist falsch.

MM: Sehen Sie die Konzentration auf den deutschen Markt als besorgniserregend an?
Alomar: Jeder Geschäftsmann weiß, es ist besser, das Risiko zu verteilen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir keine deutschen Touristen wollen, im Gegenteil. Urlauber aus Alemania sind treue, gern gesehene Kunden. Aber jetzt, wo sie die Türkei und andere Ziele wiederentdecken, müssen wir uns auch um andere Märkte kümmern. Ich bin übrigens davon überzeugt, dass die Urlauber, die die Türkei ausprobieren, wieder nach Mallorca zurückkommen werden.

MM: Wird es neue Schwerpunkte in der Tourismuswerbung der Balearen geben?
Alomar: Ja. Ich bin davon überzeugt, dass die Zukunft der Promotion einzelner Produkte gehört.

MM: Zum Beispiel?
Alomar: Wer Golf spielen will, kann das bei uns tun, wer radfahren will, findet hier alles, was er wünscht, wer schlemmen möchte, kann das auf den Balearen tun, und so weiter. Seit langem reden wir davon, mein Ziel ist es, dass wir in den zweieinhalb Jahren, die die Wahlperiode noch dauert, Marktführer in der produktorientierten Tourismuswerbung sind.

MM: Wird es mehr Geld für Werbung geben?
Alomar: Geld ist nicht alles. Es kommt darauf an, wie man es ausgibt.

MM: Zum Abschluss eine persönliche Frage. Macht Ihnen Ihr Amt angesichts der Streitereien mit den Hoteliers noch Spaß?
Alomar: Klar. Mir macht Politik Spaß, und Streit gehört zum politischen Geschäft. Im Übrigen habe ich nicht Streit mit der Branche, sondern mit dem Hotelverband, und da auch nur mit einem Teil der Führungsriege. Einige dieser Leute sind nicht mal Eigentümer von Hotels. Ich habe mithin ein ruhiges Gewissen. Schließlich bin ich Mitglied einer Regierung, die für das Wohl des Landes arbeitet.