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Straußenzüchter Jaime Rossello aus Selva kann nur abwinken: ,,Alles ausverkauft. Wir haben kein einziges Tier mehr. Und den Kollegen geht es genauso.” Seit Ausbruch der BSE-Krise ist die Nachfrage nach Straußenfleisch auf der Insel explodiert. Vor allem Restaurants wollen ihren Gästen eine Alternative zu herkömmlichen Fleischsorten anbieten. Die Strauße, die jetzt noch in Mallorcas Farmen leben, werden zur Zucht verwendet. Sie sind zu wertvoll, um geschlachtet zu werden, und sie sorgen dafür, dass es in knapp einem Jahr Nachschub für den Kochtopf geben wird.

Auch wenn die Fleischhändler der Insel in der vergangenen Woche einen etwa zehnprozentigen Anstieg des Konsums von Rindfleisch festgestellt haben, ist die BSE-Krise für die Bauern und Gastronomen noch nicht ausgestanden. Händerringend suchen sie nach Möglichkeiten, den Absatz zu normalisieren. Zu diesem Zweck haben mehr als 2000 Restaurants mit den Bauernverbänden eine Vereinbarung über die Abnahme von heimischem Kalbfleisch getroffen. Die Unió de Pagesos will auch die Universität vom Kauf balearischen Fleischs überzeugen: Immerhin werden in der Mensa täglich rund 1500 Studenten verköstigt.

Nicht nur die Fleischproduzenten, auch die Gastronomen spüren die Krise deutlich. Vor allem in Restaurants, die auf Fleisch spezialisiert sind, herrscht oft gähnende Leere. Manche haben Rind oder Fleisch völlig von der Karte gestrichen. Giuseppe ,,Pino” Persico, Pächter des clubeigenen Restaurants Golf de Andratx in Camp de Mar, genießt persönlich zwar unbeirrt Rindfleisch. Erspart es aber seinen Gästen seit Wochen. Die haben sich nicht beschwert, dass es auf der Tageskarte keinen Hauptgang mit Fleisch gab. Auf der jetzt wieder aktivierten Abendkarte werden wieder Fleischgerichte angeboten. ,,Mal sehen, wie die Gäste darauf reagieren.” ,,Kaum noch” Kalb ordern die Gäste des Lokals ,,S'Oratge” in Ciudad Jardín. Kellner Carlos: ,,Die Leute verlangen Strauß, Geflügel, Wild, Schwein, Fisch und alle Reisgerichte.” Auch in manchen Hotels hat sich der Fleischkonsum von Rind auf andere Sorten verlagert. ,,Für uns bedeutet das eine Verteuerung, weil die Preise für Schwein, Fisch und Huhn angezogen haben”, sagt Miquel Vicens von der Kette Suntours.

Viele Läden und Supermärkte kämpfen mit Informationsbroschüren und Plakaten um Vertrauen für ihre Produkte. Die Lebensmittelabteilung im Kaufhaus El Corte Inglés hat ein reges Interesse der Kunden an der Herkunft und Qualitätssicherung von Fleisch festgestellt. Und eine Verlagerung des Absatzes: So gebe es jetzt eine viel regere Nachfrage nach exotischen Fleischsorten. Den größten Zuwachs gebe es allerdings beim Verkauf von Schwein und Huhn, ,,dem großen Star”. ,,Die meisten kaufen im Moment überhaupt kein Rindfleisch, auch nicht das garantiert sichere aus Argentinien”, berichtet Abteilungsleiterin Sofia in der Feinkosthandlung Comale in Porreres. Zurückhaltung auch beim Wurstkonsum – und ganz neue Verhaltensweisen beim Kunden. ,,Die Leute lesen jetzt genau durch, was drin ist.”