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,,Jetzt habt ihr ja endlich genug Wasser, jetzt müssen die Engpässe ja endlich behoben sein”, sagen Freunde, die aus Deutschland zu Gast sind. In den letzten Wochen haben sie den Wetterbericht für Mallorca aufmerksam verfolgt. Und ihre Schlüsse gezogen. Sie haben recht, aber nur zum Teil. Es hat in diesem Winter mehr geregnet als im Winter zuvor, an dem es fast völlig trocken war. Der vergangene Sommer war extrem lang, heiß und trocken und hat an den vorhandenen Wasserressourcen kräftig gezehrt. Jeder Tropfen Regen dieses Winters war willkommen.

Zwar hat sich der Grundwasserpegel etwas erholt, aber die Stauseen im Gebirge sind dennoch nur zu einem viel zu kleinen Teil gefüllt. Von Wasser satt also keine Rede.

In der Dorfbar wird die Wassersituation wie so häufig heiß diskutiert. Jeder ist ein Experte, jeder hat ideale Lösungsvorschläge. Das alles ist nur sehr bedingt ernst zu nehmen. Bis sich Margalida zu Wort meldet. Sie verwaltet und versorgt mehrere Häuser von Teilresidenten im Südwesten der Insel. Sie ist davon überzeugt, dass es kein Wasserproblem gäbe, wenn ihre Kunden K nicht einfach nur ein Paar schwarze Socken mit einem einzigen T–Shirt in die Waschmaschine gäben, wenn sie überhaupt ihre Wäsche nicht nach Farbe und Kleidungsstücken geordnet wüschen, wenn nicht jedes Handtuch nach einem Tag am Pool in die Maschine wanderte; K nicht so viele wasserfressende Pflanzen in ihren Gärten hätten, wenn sie überhaupt auf die Anlage eines gepflegten Rasens verzichteten (dafür braucht man, so weiß Margalida, an manchen Sommertagen einen kompletten Wasserwagen, der immerhin mindestens 10.000 Liter fasst); K im Sommer nicht bis zu fünf mal am Tag duschten; K wenn sie warteten, bis die Spülmaschine wirklich voll ist (Margalida hat schon fertige Maschinen mit je zwei Tassen und Tellern vorgefunden); K wenn sie ihre Terrassen nicht mehrmals pro Woche mit sehr viel Wasser abspritzten, wenn sie ihre Kieswege, ihre Garagenzufahrten nicht nässten, der Erfrischung wegen.

Und wenn all jene, die über eigenes Wasser auf dem eigenen Grundstück verfügen, nicht davon ausgingen, dass man dieses kühle Nass unbegrenzt verbrauchen kann.

Margalida hielt eine lange Rede und war zum Schluss ganz außer Atem. Alle hörten ihr zu. Leider sprach sie vor dem falschen Publikum.