In einer Hinsicht ist Mallorca immer noch paradiesisch: als
Radsport-Revier. Erstklassige Straßen, abwechslungsreiche
Landschaft, Streckenprofile für gemütliche Freizeitradler,
anspruchsvolle Amateure und Profis im Training, gepaart mit einer
vorzüglichen Infrastruktur und Betreuung sowohl für Indivualisten
als auch für Gruppenreisende lassen kaum Wünsche offen.
Im vergangenen Jahr kamen nach Schätzungen des balearischen
Tourismusministeriums etwa 70.000 Pedalritter auf die Insel. Deren
Saison konzentriert sich auf die Monate Februar bis April. Damit
gehören sie zu einer besonders beliebten Spezies der Urlauber, weil
sie nicht in der Hauptsaison kommen. Sie geben zwar nur
durchschnittlich viel Geld im Urlaub aus, das tragen sie aber per
Rad in Gegenden, in die sich sonst nur wenige Touristen
verirren.
Unangefochtener Marktführer auf der Insel ist Max Hürzeler mit
seinem Swiss-Bycicle-Team. Vergangenes Jahr traten mit ihm 18.400
Gäste in die Pedale, in diesem Jahr sollen es nach Planung des
Schweizers noch einmal 1000 mehr werden. Zwei Drittel seiner Kunden
kommen aus Deutschland, der Rest aus der Schweiz, Österreich und
Luxemburg. Seit 18 Jahren bietet er professionell organisierte
Radsportferien auf Mallorca an. Er betreibt drei Radsportzentren,
das größte mit etwa 1000 Mieträdern in Alcúdia, dazu je eines im
Hotel Delta (Cala Blava) und im Hotel Mediterráneo (Sa Coma).
Hürzeler ist davon überzeugt, dass Mallorca ein Radsportparadies
bleiben wird, auch wenn die Gäste mittlerweile auch anderswo gut
Rad fahren können. „Sie probieren etwas anderes, kommen aber dann
wieder nach Mallorca”, so der Eidgenosse. Sein Landsmann Philipp
Egli von Philipps Bike Team sekundiert, dass zwar die Infrastruktur
in Italien, auf Zypern oder Sardienen mittlerweile viel besser
geworden ist. „Aber das Wetter ist dort erst ab Mitte April
brauchbar, auf Mallorca kann man schon im Februar bei Sonnenschein
und angenehmen Temperaturen fahren.” Egli zählte vergangenes Jahr
1700 Gä- ste, in diesem Jahr hofft er auf gut 1900.
Spezielle Werbung, so glauben die Radveranstalter, sei für die
Fahrradinsel Mallorca nicht nötig. „Die Sportler, die zum
Trainieren verreisen, wissen eigentlich alle, wie gut man auf
Mallorca Radfahren kann”, so Egli. Ein Problem sieht er jedoch in
der Preisentwicklung. „Wenn die Kosten in den Hotels jedes Jahr um
zehn Prozent steigen, wird es bald auch den Fans zu teuer”, meint
er.
Bei Egli kostet eine Woche Radferien im Hotel Meliá Elite
Antillas, wo er seine Basisstation betreibt, ab 1155 Mark pro
Person und Woche. Dafür gibt es neben Flug und Übernachtung
Frühstück, Verpflegung während der Radtouren und Abendbuffet. Die
Ausfahrten sind geführt, für Räder steht ein kompletter
Werkstatt-Service bereit. Je nach Saison muss man bei Hürzeler im
Hotel Delta zwischen 800 und 1200 Mark zahlen. Wer sein eigenes Rad
nicht mitnehmen möchte, findet bei Hürzeler und Egli gleichermaßen
Mieträder, die pro Woche je nach Kategorie etwa 140 Mark kosten. Es
handelt sich durchweg um hochwertiges Material, das man nach dem
Mieten zu günstigen Konditionen auch kaufen kann.
Buchen lassen sich die Angebote von Hürzeler und Co. auch über
Reiseveranstalter, zum Beispiel bei Neckermann Young & Sports,
Jahn-Reisen, Hotelplan oder Universal-Reisen.Wer dabei nicht mit
dem Rennrad unterwegs sein will, hat mittlerweile jede Menge
Alternativen. So gibt es bei Hürzler und Egli auch „normale”
Fahrräder zu mieten, die sogenannten Plausch– oder Genießergruppen
sind auch für aufrecht Fahrende langsam genug unterwegs. Seit drei
Jahren gibt es in Cala Ratjada mit Cats auch einen
Spezialveranstalter für Mountain-Bike-Touren. Markus Derjung führt
seine Gruppen über Stock und Stein, dabei kümmert er sich vor allem
auch um die heikle Frage des Wegerechts.
Viele Grundstückseigentümer sehen es nämlich gar nicht gerne,
wenn Querfeldein über ihre Schafsweiden geradelt wird. „Im
Tramuntana-Gebirge bieten wir deshalb nur eine Tour zum Kloster
Lluc, haben uns ansonsten andere Wege gesucht, da gibt es mit den
Besitzern keine Probleme”, erklärt der ehemalige Rad-Amateur. Neu
im Angebot sind Touren auf dem Gelände der Finca Aubarca, die die
Balearenregierung voriges Jahr gekauft hatte. Eine Woche
Mountain-Biking kostet im Vier-Sterne-Hotel Club Cala Ratjada ab
900 Mark (ohne Flug), dafür gibt es wie bei den
Rennradveranstaltern ein Rundum-Paket. Auch Mountain-Bikes (seit
diesem Jahr der Marke Ghost, für die Cats offizielle Test-Station
ist) sind zu vermieten. Im Jahr 2000 radelten mit Cats knapp 600
Besucher über Stock und Stein.
Seit dieser Saison setzt auch Derjung auf die Straßenfahrer. In
Kooperation mit dem Rennrad-Veranstalter XXL-Travel-Team will er in
diesem Jahr auf 200 Teilnehmer kommen. Die werden unter anderem den
Windschatten von Jens Fiedler nutzen können. Der Olympia-Sieger auf
der Bahn gehört zum Team von XXL und fährt auf manchen Touren
mit.
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