Nicht nur viele Mallorquiner haben den Eindruck, dass in der
Hochsaison die Zahl der Urlauber das Maß des Erträglichen erreicht
hat. Diese Meinung teilen auch die Urlauber selbst. In einer
jährlichen Umfrage war die Überfüllung während der Sommermonate
einmal mehr der Hauptbeschwerdepunkt der Besucher.
Dagegen kann die Balearenregierung wenig machen, denn jede
Maßnahme, den Urlauberstrom einzuschränken, würde zwangsläufig über
das erwünschte Ziel hinausschießen. Das dürfte sich nicht nur bei
der Umweltsteuer für Touristen zeigen, die die Politiker noch in
diesem Jahr von Hotelgästen kassieren wollen. Normalerweise regelt
das der Markt: Wem es hier zu voll ist, der geht woanders hin. Dann
wird es leerer, und die Beschwerden werden zurückgehen.
Andere Klagen dagegen müssen die Behörden sehr ernst nehmen. Das
fordern wir auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen, aber
steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein. Der Beton, der auf der
Insel angerührt wird (mit der Überfüllung der häufigste
Beschwerdegrund), lässt sich nicht einfach vom Markt regulieren. Da
muss der politische Willen bestehen und durchgesetzt werden, die
Bauwut zu stoppen.
Nach wie vor unverständlich ist es, dass auf Mallorca das
Müllproblem nicht in den Griff zu bekommen ist. Seit vielen Jahren
nehmen die Klagen über Dreck auf und an Straßen einen Top-Platz in
der Beschwerde-Liste ein, doch die steigende Zahl der Klagen zeigt,
dass nicht genug getan wird.
Ein Skandal ist auch die unverminderte Lärmbelastung, die den
einstigen Namen Mallorcas, „Insel der Stille”, heute lächerlich
erscheinen lässt. Gegen Bars und Discotheken wird medienwirksam,
aber im wesentlichen erfolglos agiert. Motorräder ohne Auspuff
lässt man dafür weitgehend ungestraft durch die Straßen röhren. Das
hat nichts mehr mit der höheren Lärmtoleranz der Spanier zu tun.
Auch die Hausaufgaben in Sachen öffentlicher Personenverkehr sind
seit Jahren unerledigt.
Dass in vielen dieser Bereiche die Kompetenzen der einzelnen
Behörden und Verwaltungsebenen unklar verteilt sind, macht die
Sache nicht einfacher. Es ist leider leichter, auf einem Skandal
herumzureiten, als sich um das unspektakuläre und schwierige
Tagesgeschäft zu kümmern.
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