Wetterbericht Mallorca: Eitel Sonnenschein. Immobilien-Bericht
Mallorca: Heiter bis wolkig.
Für manchen ist die Umstellung hart: „Zum ersten Mal seit vielen
Jahren muss ich für mein Geld richtig arbeiten”, berichtet einer
der vielen deutschsprachigen Anwälte auf Mallorca. Der Grund: „Vor
gut einem Jahr habe ich jede Woche zwei Immobiliengeschäfte
abgewickelt, jetzt sind es höchstens zwei im Monat.” Leicht
verdientes Geld, aber jetzt muss sich der Jurist das Honorar mit
kniffligeren Fällen reinholen.
Die Goldgräberstimmung auf dem mallorquinischen Immobilienmarkt
gehört offensichtlich der Vergangenheit an. Das bestätigen auch die
mit der Vermittlung von Häusern und Wohnungen beschäftigten
Unternehmen. „Der Boom im Sinne von ungebremsten Wachstum ist
vorbei”, sagt Edith Minkner von Profi Konzept. Bei Cotesa sind die
Anfragen und Verkäufe vergangenes Jahr „geringfügig”
zurückgegangen, bestätigt Andrea Rötger. Axel Menke,
Vertriebsdirektor der BHW-Immobilien GmbH auf Mallorca, erklärt das
mit einer Marktberuhigung: „Es ist nicht mehr so eine große
Nachfrage da, dadurch haben sich die Preise stabilisiert.”
Kai Dost, Geschäftsführer Vertrieb bei Kühn & Partner,
stimmt zu, allerdings nur in mittelfristiger Perspektive und in
einem bestimmten Segment. Wegen des Baustopps „wurden in einigen
Gebieten viele Appartement-Projekte gleichzeitig begonnen und
werden in den nächsten neun Monaten abgeschlossen.” Deswegen könnte
es ein „regional und zeitlich begrenztes Überangebot” geben.
Dennoch haben sie aus ihrer Sicht Grund für das schnelle Bauen:
Durch die restriktive Baupolitik drohen viele Projekte nicht über
das Planungsstadium hinauszukommen.
Billiger wird der Kauf von Immobilien von Mallorca aber trotz
der Verlangsamung der Preissteigerungen nicht. Denn „am Bestreben
der Nordeuropäer hin zur Sonne wird sich nichts ändern”, so Heidi
Stadler von First Mallorca. „Durch die Moratorien gibt es weniger
neue Projekte”, so Kai Dost, „was mittelfristig zu weiteren
Preissteigerungen führen wird”. Schon jetzt gibt es nach Auskunft
des Kühn-Geschäftsführers eine Verknappung des Angebots im Sektor
der hochwertigen Villen. Da sich daran voraussichtlich nichts
ändern werde, sei auch hier mit weiterer Verteuerung zu
rechnen.
Allerdings könnte es für einige Eigentümer von sehr teuren
Luxusimmobilien ein böses Erwachen geben. Günter Pölzelmayer von
Casas & More hat nämlich des öfteren „unrealistische
Preisvorstellungen” feststellen können, die sich nicht umsetzen
lassen. Häufig lassen sich bei in 2000 gekauften Immobilien in
diesem Jahr keine Gewinne erzielen. Vor allem „überteuerte,
unrenovierte Wiederverkaufs-Objekte werden es in Zukunft
schwieriger haben”, konstatiert Heidi Stadler.
Vor allem bei den Deutschen sitzt das Geld nicht mehr so locker.
Pölzelmayer sieht den Grund dafür vor allem in der „prekären Lage
am Aktienmarkt”. „Die Hauptklientel besteht im Moment noch aus
Deutschen”, sagt Axel Menke von BHW, „aber durch das starke Pfund
ist ein verstärktes Interesse von Enländern zu spüren”. Bei Nova
stellen spanische Geschäftsleute seit einiger Zeit die stärkste
Käufergruppe, berichtet Geschäftführer Jorge Forteza.
Unverändert ist Mallorcas Südwesten die bevorzugte Region.
Zwischen Andratx und Calamajor gibt es unter 3000 Mark pro
Quadratmeter keine Eigentumswohnung, wie Kai Dost von Kühn &
Partner berichtet. Tendenz: weiter steigend. Stark im Kommen ist
seit wenigen Jahren insbesondere die Altstadt von Palma. Dort kann
„die Nachfrage nach restaurierten Wohnungen noch nicht einmal im
Ansatz befriedigt werden”, weiß Edith Minkner von Profi-Konzept. Im
Casco Antiguo sieht sie derzeit das Hauptgeschäft im Verkauf von
Ruinen an Investoren. Da Planung und Ausführung leicht zwei Jahre
in Anspruch nehmen, werde es mindestens zwei Jahre dauern, bis ein
größeres Angebot besteht. Deswegen sei das
Preissteigerungspotential in Palmas Altstadt „erheblich”.
Wenn die von MM befragten Immobilien-Makler für sich von
einem weiterhin stabilen oder wachsenden Markt ausgehen, können die
Beobachtungen von Beteiligten, vor allem mit Immobiliengeschäften
befassten Anwälten, nur eins bedeuten: Den kleinen Unternehmen
brechen in großer Zahl die Kunden weg. „Die kleinen Krauter haben
es immer schwerer”, bestätigt einer der Juristen. Aber er kenne
auch einen größeren Makler, in dessen Büros schon seit Monaten
keine einzige Immobilie mehr verkauft worden sei. Kein Wunder,
haben doch die Preise ein Niveau erreicht, dass selbst Gutsituierte
schlucken lässt.
Man darf die Großwetterlage auf der Sonneninsel eben auch nicht
schlecht reden, dürfte sich der ein oder andere Makler sagen. Denn
das würde die Preise verderben.
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