Mallorca wird zu Ostern ziemlich voll. Tausende von Urlaubern
nutzen die Feiertage für einen Trip auf die Insel. Und die
Zweithausbesitzer kommen sowieso. Was sind ihre Beweggründe? Das
Haus, das Wetter, die Freunde? Womit meist die deutschen Freunde
gemeint sind. Meine Agenda zeigt es deutlich. Eine Vernissage jagt
die andere. Es sind fast ausschließlich Ausstellungseröffnungen
deutscher Galerien. Deren spanische Kollegen haben das schon hinter
sich. Vor Ostern, an Arbeitstagen. Während der Feiertage machen sie
Urlaub. Oder verbringen sie mit der Familie.
Bleiben also die deutschen Galeristen mit ihren deutschen
Künstlern und dem deutschen Publikum unter sich?
Im Jahr 1750 bezeichnete der Göttiger Geschichtsprofessor Johann
David Köhler das Reisen als eine ,,fast epidemische Seuche”.
Die Folge dieser ,,Seuche” ist nicht nur auf Mallorca
offensichtlich. Die ehemaligen Reisenden – um nicht von Touristen
zu sprechen, obwohl der erfahrendste Insider seine
Mallorca–Laufbahn als Tourist begonnen hat – möchten sich für
länger in ihrem einstigen Urlaubsziel niederlassen. Manche wollen
auch für immer bleiben. In diesem Zusammenhang ist von Gastland die
Rede. Das Wort ,,Gast” hat verschiedene Ursprünge: das lateinische
,,Hostis”, das auch ,,Feind und Gegner” bedeutet”, aber auch das
slawische ,,Ghosti” = ,,Fremdling”.
Von der ,,Denomincación de Illustre Visitante” sprach einmal der
Journalist Llorenc Capellà. Er nannte Beispiele von Menschen, die
nicht nur auf der Insel ansässig waren, sondern auch etwas
beigesteuert hatten. Gleichgültig auf welchem Gebiet, die nicht nur
das Klima, die Landschaft und das viel gerühmte Ambiente genossen
hatten.
Alle haben eines gemeinsam: Sie haben sich die Fremde vertraut
gemacht. Durch Austausch – verbalen Austausch. Denn wer sich nicht
verständlich machen kann, wird immer außen vor bleiben. Wobei auf
Mallorca erfahrungsgemäß ein paar Worte und der gute Wille
genügen.
Ein irisches Sprichwort sagt: ,,Ein Fremder ist ein Freund, den
man noch nicht kennt.” Warum, frage ich mich, gehen die Menschen
bloß ,,in die Fremde”, wenn sie keine neuen Freunde gewinnen
wollen. Der Flug nach Mallorca, so kurz er auch ist, ist immer noch
eine Reise in ein anderes Land. Und der Weg vom Airport ins eigene
Domizil, zu den vertrauten (deutschen) Freunden, führt meist quer
über die Insel.
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