Wirklich, ich bin immer wieder beeindruckt, wie sehr die
Menschen versuchen, Mallorca zu erkunden und zu verstehen. Sie
scheuen dabei keine Mühe und nutzen jede nur erdenkliche
Möglichkeit.
Wenn sie mit einem Leihwagen unterwegs sind, halten sie alle
paar Minuten an, um die Landschaft oder irgendeine Sehenswürdigkeit
zu betrachten. Meist sind sie von der Schönheit so überwältigt,
dass sie genau dort anhalten, wo sie sich gerade befinden. Sie sind
nur selten in der Lage, einen Parkplatz zu suchen. Und sie
vertiefen sich in den jeweiligen Anblick derart, dass sie die
kilometerlange Schlange anderer Autofahrer hinter sich nicht
bemerken.
Sollte wider Erwarten es doch einmal jemand auf der Ferieninsel
eilig haben und hupen, haben sie gleich einen geeigneten Einblick
in die Psyche der Inselbewohner. Es gibt eben heute kaum mehr
südliche Gelassenheit; selbst hier hat schon die Hektik unserer
zivilisierten Welt Einzug gehalten. Auch die Eingeborenen sind
nicht mehr, was sie einmal waren.
Auch mancher Radler sucht den Kontakt zur einheimischen
Bevölkerung und fühlt sich schnell wie zu Hause. Es bleibt ja unter
uns, wenn jemand in der Bar die Schuhe auszieht, um den heißen
Füßen ein wenig Luft zu gönnen. Und eine gründliche Waschung in der
Herrentoilette nimmt auch niemand übel. Schließlich kennt man sich
ja.
Wanderer sind an Land und Leuten ganz besonders interessiert.
Erst am vergangenen Wochenende fand ein stattliches Grüppchen den
Weg in meinen wahrlich nicht zentral gelegenen Garten. Auf dem Weg
zum Haus bemerkten sie, wie interessant es doch sei, einmal genau
zu sehen, wie die Einheimischen so leben. Und ich bin Gott dankbar,
dass ich offenbar einen guten Eindruck gemacht habe: „Eigentlich
ganz sauber und gepflegt hier”, war die einhellige Meinung.
Nur das Image der immerwährenden mittelmeerischen
Gastfreundschaft habe ich möglicherweise etwas ins Wanken gebracht,
denn ich habe den zehn Unbekannten keine Erfrischung angeboten.
Dafür war ich ihnen aber sehr verbunden, als sie sich eigenhändig
ein Sträußchen pflückten. Für die Vase im Hotelzimmer. Das ist gut
so. Die ersten Rosen eines jeden Jahres sind immer besonders
haltbar.
Und da wagt es wirklich noch jemand von Integration zu sprechen?
Der Prozess ist doch längst abgeschlossen. Mallorca gehört den
Besuchern.
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