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„Schade” fand es eine vom ZDF-Morgenmagazin befragte Mallorca-Heimkehrerin, dass sie künftig nicht mehr auf „ihre” Insel könnte. Mallorca – aus und vorbei.

Was war geschehen? Das Frühstücks-Programm hatte die „Focus”-Meldung aufgegriffen, wonach der Mallorca-Pauschaltourismus auf 20 Prozent des Gesamtaufkommens zurückgedrängt werden soll, und flugs die Urlauber um ihre Meinung gefragt. Nur ein Beispiel dafür, wie sich in den vergangenen Tagen Mallorcas Medien-GAU in Deutschland entwickelte.

Wer nur ein wenig Ahnung vom Tourismus-Business auf der Insel hat, wusste sofort: Das ist eine Falschmeldung. Das konnte der Tourismusminister nicht gesagt haben; zumindest nicht im Ernst. Die deutschen Leser und Fernseher müssen das nicht wissen, die „Focus”-Redaktion aber sehr wohl. Alles deutet darauf hin, dass hier eine Geschichte mit heißer Nadel gestrickt wurde – eines großen Nachrichtenmagazins unwürdig.

Aber damit ist die Schuldfrage noch nicht ausreichend beantwortet. Die mallorquinische Medienkrise in Alemania ist zum großen Teil hausgemacht, will heißen: von der mallorquinischen Politik verschuldet.

Jedes große Unternehmen legt Wert auf gute PR. Das „Unternehmen Mallorca” mit 3'5 Millionen deutschen Kunden hielt Medienarbeit bislang offenbar für überflüssig. Deutsche Journalisten müssen froh sein, wenn ihnen bei ihren Anrufen auf Spanisch und nicht auf Mallorquin geantwortet wird. So haben es viele Kollegen in der Vergangenheit schon früh aufgegeben, bei offiziellen Stellen zu recherchieren. Die Ergebnisse ihrer Arbeit waren – gerade bei kritischen Themen wie Wassermangel oder Fremdenhass – entsprechend vernichtend.

In den Pressestellen fehlt Personal mit Gespür für die deutschen Belange und mit Kenntnissen der deutschen Medien-Gepflogenheiten. Hierzulande kann jeder den Ministerpräsidenten interviewen, das Gesagte selbst übersetzen und ohne weitere Autorisierung abdrucken. In Deutschland undenkbar; auf Mallorca wundert man sich erst, wenn die Echowellen wieder zurückschwappen. Das ist unprofessionell.

Vielleicht wurde mit der „Focus”-Story die Schmerzgrenze erreicht. Am Mittwoch trudelte in deutschen Redaktionsstuben schon mal eine Einladung zur Pressereise ein: Den Journalisten sollen „Qualität und Vielfalt” der Insel vermittelt werden. Ein Anfang?