Mein Gott, ist das ein Gejuchze!!! Sechs Kinder sitzen auf einem
wurstähnlichen Gebilde, klammern sich mit ihren Patschhändchen an
den schwarzen Griffen fest, und ab geht die Post! Karl-Heinz
Levandowsky, Inhaber des Centro Náutico in der Cala Mesquida, oben
im Osten Mallorcas, fährt sein Motorboot auf 20 Stundenkilometer
hoch und zieht die Kinderschar durch die Bucht . „Banane” heißt
dieses schlauchähnliche Gebilde, das man an fast jedem Strand auf
Mallorca beobachten kann, und das Kinderherzen hüpfen läßt.
Aber die Banane ist nur eine der vielen Ferienbeschäftigungen an
Mallorcas Badestränden und –buchten. Spaß auf dem Wasser wird auf
der Insel groß geschrieben. Das fängt mit der Luftmatraze an und
hört mit dem Kite-Surfen noch lange nicht auf. Kite-Surfen ist das
Surfen mit einem Drachen und in dieser Sommersaison einfach hip!
„Doch der Renner an allen Stränden ist nach wie vor die Banane”,
sagt Karl-Heinz Levandowsky, gebürtiger Nürnberger und seit 32
Jahren auf der Insel. Das gilt auch in der Cala Mesquida. Da wird
gelacht, gekichert, das Wasser spritzt, und die Balance zu halten
ist auch für die Kleinen eine Herausforderung. Insgesamt warten am
Strand 60 Kinder auf die Banane. Karl-Heinz Levandowsky hat diese
Kinderschar über die umliegenden Hotels organisiert. Viermal in der
Woche bietet er solche Treffen zum Billigtarif an. 800 Pesetas für
zehn Minuten Spaß. Normal kostet bei ihm eine Fahrt 200 Pesetas
mehr.
Im Norden, in der Bucht von Pollença, muss man nochmal 500
Pesetas drauflegen. Pedro, der dort direkt vor dem Puerto einen
Wasserskistand hat, erzählt: „Das Geschäft mit dem klassischen
Wasserski, also mit zwei oder einem Ski, ist rückläufig. Es ist für
viele Familien zu teuer geworden.” Teuer, das heißt im Schnitt 5000
Pesetas für maximal zehn Minuten.
Reinhold Rieke von Charterboat Andratx hat deshalb eine andere
Variante im Angebot: Ein halber Tag mit dem Sunseeker-Speedboot
(600 PS) auf dem Wasser kostet 120 Mark, Anfängerkurs für Wasserski
jeder Art inbegriffen. An Bord ist alles. Vom Monoski bis zum
Donut, das nach dem amerikanischen Frühstückskringel benannt ist,
aber nichts anderes ist als ein reifenähnlicher Gummiring. „Am
gefragtesten aber ist Wakeboardfahren”, sagt Reinhold Rieke. „Der
Trend vom letzten Jahr hält an.” Es sind vor allem junge Männer mit
Snowboard-Erfahrung, die mit diesem Sportbrett wahre Akrobatik auf
dem Wasser vollbringen. So wie Achim, der in seinem Alltagsleben
Alarmanlagen verkauft, mit dem Wakeboard an den Füßen aber zum
Freak wird. „Es ist die wahnsinnige Dynamik und das Springen über
die Heckwelle des Bootes, was so anturnt”, sagt der 37-Jährige.
Seit einem Jahr hat er ein eigenes Board (kostet rund 1600 Mark)
mit rutschfester, knöchelhoher Bindung, die den Fuß richtig
umklammert. Ohne Spüli, das er immer in seiner Sporttasche hat,
kann er nicht in die Bindung schlüpfen. Fester Stand garantiert
guten Start. Das Brett, nicht viel länger als einen Meter und mit
einem kleinen Kiel versehen, wird beim Start leicht schräg
gestellt. „Anfangs fühlt man sich wie auf Eiern”, sagt Achim. „Das
Brett ist ja plan, ohne Konkavkontur.” Mittlerweile ist er fit im
„sight slip” (über die Heckwelle kreuzen), und springen kann er
auch. Unter Wakeboardern heißt das. „Gib Gas, ich will Luft sehen!”
Wakeboarden ist „extreme fun” und extrem teuer: 3000 Pesetas im
Schnitt für fünf Minuten.
Teuer ist auch der Jetski. Fünfzehn Minuten kosten auf einem
70-PS-Jetski zwischen 5000 und 6500 Pesetas (eine Person), für zwei
Personen zwischen 6500 und 8000 Pesetas. „Der Jetski ist gerade bei
ganz jungen Burschen sehr beliebt”, sagt Simon vom Jetski-Verleih
in Pollença. „Aber ohne Einweisung von uns läuft nichts, und der
junge Mann muss mindestens 18 Jahre alt sein.” Charles aus
Schottland ist um einiges älter und trotzdem vernarrt in den
Jetski. Er gönnt sich jeden Tag eine Runde. Dafür muss er mit Simon
aufs Meer hinausfahren. Denn Jetskifahren ist nur in einem
abgesteckten Terrain, mindestens 200 Meter vom Strand entfernt,
erlaubt. „Es bringt einfach Spaß, übers Wasser zu fegen, die
Gischt, die Geschwindigkeit und das Drehen mit dem Ding – es ist
einfach riesig.” Eine 180-Grad-Drehung heißt Power-Slight, und ein
Jetski fährt bis zu 100 Stundenkilometer schnell.
Häufig sehr zum Ärgernis der Sonnenanbeter am Strand. „Die
Auflagen der Marinebehörde werden deshalb strenger”, erklärt
Karl-Heinz Levandowsky. „Nicht nur wegen der Lärmbelästigung. Auch
wegen der Unfälle. Das betrifft aber mehr die privaten Jetskis, die
auch in den Häfen zwischen den Booten herumtoben. Die Schulen
bekommen strikte Auflagen.” Levandowsky, der eine Konzession für
vier Jetskis beantragt hat, musste für seine Lehrberechtigung in
einem zweiwöchigen Kurs auf der Escuela Náutico in Palma büffeln.
Nicht genug damit. „Pro Jetski muss jeder Betreiber zwei Lehrer
nachweisen, die im Extremfall den Fahrer per Fernsteuerung auf
Standgas herunterschalten”, erklärt er. Deshalb stellt Simon aus
Pollença folgende Prognose: „In vier Jahren wird es auf Mallorca
keine Jetskis mehr geben.” Die Genießer ruhigerer
Wassersportbetätigungen werden dann allerdings weiter ihre Freude
haben. Am guten alten Tretboot (im Schnitt 1500 Pesetas eine
Stunde), am Paddelboot für 1000 Pesetas die Stunde und mit
Parasailing. Wer sich am Fallschirm hinter einem Boot in die Luft
ziehen lassen will, kann dies für durchschnittlich 4000 bis 5000
Pesetas tun.
Eine Renaissance unter den Wassersportarten auf Mallorca erlebt
das Surfen (Wochenkurs rund 300 Mark). Levandowsky: „Die Jungs, die
in den 80er Jahren surften, sind heute Väter. Und die wollen es
ihren Kindern weiter vermitteln.” Wenn die nicht schon längst auf
einem anderen Trip sind: Dem Kite-Surfen. Bei dieser Trend-Sportart
wird Surfen mit der Kunst des Drachenlenkens verbunden. Marc, der
dies im Pollença-Ressort in der Woche für rund 15 Leute
unterrichtet: „Kite-Surfen ist schwieriger als Surfen, und diese
Leute wollen einen Kick mehr auf dem Brett.” Der Kick kostet 36.000
Pesetas (3-Tages-Kurs).
Ob diesen oder einen anderen Kick: An den Stränden von Mallorca
ist alles möglich. (ah)
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.