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VON

NILS MÜLLER
S ie ist eine der besten deutschen Schauspielerinnen. Katja Riemann prägte in den vergangenen Jahren viele Filme wie „Abgeschminkt”, „Der bewegte Mann”, „Stadtgespräch”, „Nur über meine Leiche”, „Bandits”, „Die Apothekerin” oder „Comedian Harmonists”. Sie schlüpfte in die Rollen der verschiedensten Frauentypen und heimste Auszeichnungen wie Grimme-Preis, Goldene Kamera, Bambi etc. ein.

Am Wochenende kam die 37-Jährige mit ihrer sieben Jahre alten Tochter Paula, einer Freundin und deren Kindern nach Camp de Mar. Das Dorint-Hotel wurde als Urlaubsdomizil gewählt. Mallorca kennt Riemann bereits von früheren Besuchen: „Ich bin viel durch die Gegend gefahren, habe die Schönheit der Insel gesehen und die verschiedenen Welten, die sich hier treffen. Das finde ich sehr interessant. Aber ich habe Lust darauf, noch mehr zu erfahren, mehr zu wissen, mehr zu sehen”, so die Schauspielerin im MM-Gespräch. „Ich bin ein neugieriger Mensch, ein abenteuerlustiger Mensch, und ich tue gerne Dinge, von denen ich überhaupt keine Ahnung habe. Ich suche Herausforderungen”, charakterisiert sie sich.

Der Urlaub im Dorint-Hotel ist Katja Riemanns Gage, sie reiste auf Einladung von BMW an. „Ich drehe Ende August einen kurzen Film für die Präsentation des neuen 7er BMWs”, erläutert die Wahl-Berlinerin.

Innerhalb des letzten Jahre hat Katja Riemann vor allem in Berlin Theater gespielt. „Das war auch wegen meiner Tochter, die zur Schule gekommen ist, ich wollte nicht weg.” Schauspieler werden immer wieder vor die Entscheidung gestellt: Dreharbeiten oder Theaterbühne. Katja Riemann beantwortet die Frage, was ihr lieber ist, mit einem Bild: „Das ist wie die Frage, ob man lieber Reis oder Spaghetti mag. Beides schmeckt einem, und wenn man das eine isst, sehnt man sich nach dem anderen. Und andersrum. Ich finde es schön, wenn man beides essen darf.” Zu den aktuellsten Film-Arbeiten Riemanns gehört das Fernsehspiel „Goebbels & Geduldig” (Regie: Kai Wessel, Buch: Peter Steinbach), das derzeit weltweit auf Festivals gezeigt wird und voraussichtlich 2002 im deutschen TV läuft. Ulli Mühe spielt beiden Hauptrollen: Josef Goebbels sowie den Juden Geduldig, der dem Nazi sehr ähnlich sieht. „Es ist im weitesten Sinne eine Satire oder eine Farce auf die Privatismen am Obersalzberg, der Nazi-Chefetage. Ich habe Eva Braun gespielt.” Und dann liegt noch eine kanadische Produktion in der Schublade. „„Desire' habe ich vor zwei Jahren gedreht. Es macht mich sehr traurig, dass der Film derzeit keine Verleihförderung bekommt und nicht in den Kinos zu sehen ist.” Unter dem Titel „Fatale Sehnsucht” sollte der Streifen Ende September anlaufen, doch der Starttermin wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Katja Riemann ist eine vielseitige Künstlerin. Im November 2000 erschien das Album „Nachtblende”, auf dem man die Schauspielerin als Sängerin erlebt. Sie komponierte die meisten Lieder selbst, schrieb fast alle Texte.

Katja Riemann, die Autorin: Der letzte Teil einer Kinderbuch-Trilogie („Der Name der Sonne”, „Der Chor der Engel”, „Die Einsamkeit des Mondes”) sollte eigentlich jetzt bald erscheinen, kommt aber erst 2002 zur Buchmesse.

Ein anderes Buch-Projekt, an dessen Entstehung Katja Riemann in Zusammenarbeit mit ihrem Verlag mitgewirkt hat, liegt ihr besonders am Herzen. „Ein Buch gegen rechts für Kinder, gegen Rassismus und Antisemitismus. Es gab im letzten Jahr in Deutschland so ungefähr 10.000 Übergriffe von Deutschen auf Ausländer, auch immer wieder auf jüdische Friedhöfe. Solange das so ist, sind wir kein Stück weiter. Ich glaube an Kinder und daran, dass sie unsere Zukunft sind. Ich denke dass die Prophylaxe eigentlich das ist, was uns langfristig retten kann.” Riemann bringt einen Vergleich: „Im alten China hatten die Ärzte einen Patientenstamm und waren dafür zuständig, dass diese Patienten nicht krank wurden. Die haben immer nur in der Vorsorge gearbeitet, und die Menschen sind nicht zu ihnen gekommen, wenn sie krank waren, sondern um nicht krank zu werden.” Katja Riemann hat für das Buch eine Geschichte geschrieben, Kontakte zu der Initiative „Gesicht zeigen” hergestellt, der der Erlös zufließt. „Wenn Kinder lernen, nein zu sagen, wenn sie lernen Mut zu haben und einzugreifen, kann sich etwas ändern.”