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Sonntagmorgen in der Dorfbar. Erregte Stimmen diskutieren. Eine Einigung scheint nicht in Sicht. Streitpunkt ist das Wetter. Immer mehr erhitzen sich die Gemüter, Schweiß bildet sich auf der Stirn der Kontrahenten. Das Wetter wird auf Mallorca gerne besprochen. Ob als Einleitung zu einem kleinen Schwätzchen oder als thematischer Schwerpunkt einer Diskussion. Mal stöhnt man über die Hitze, mal über die nächtliche Feuchtigkeit, mal über die Kälte oder den Wind.

Bei diesen Gesprächen beweist sich, dass das Sprichwort „Nunca llueve al gusto de todos” (Es regnet nie nach jedermanns Geschmack) ganz wörtlich genommen wird. Am häufigsten aber wird das Wetter diskutiert, wenn es regnet. Besonders die Niederschlagsmenge. Viele Mallorquiner auf dem Land haben im Garten oder auf der Terrasse einen Regenmesser, an dem man ablesen kann, wie viel Niederschlag pro Quadratmeter herunterkam. Ergebnisse derartiger Messungen erscheinen auch bei jedem Regen in der hiesigen Tagespresse.

Natürlich kann es geschehen, dass die Menge – sagen wir – in Puigpunyent Nord nicht gleich der Menge in Puigpunyent Süd ist. Und schon beginnen die Diskussionen.

Überhaupt haben Regenfälle hierzulande weiterreichende Konsequenzen als anderswo. Schon bei den ersten zaghaften Tropfen bricht der Straßenverkehr nicht selten zusammen. „Verzeihung, es hat geregnet”, ist eine sehr plausible Entschuldigung für Verspätungen. Und Niederschläge sind manchmal eben wirklich so heftig, dass man das Tempo drosseln muss.

Überschwemmungen auf Straßen, in Palma selbst, in Kellern und Häusern sind an der Tagesordnung. Nicht immer nur die ganz großen, die in den Wetterchroniken verzeichnet sind. Nein, die kleinen Katastrophen wie ein leckes Dach, undichte Rohre oder verstopfte Abflüsse werden bei jedem Regen deutlich. Vor allem zum Ende eines heißen Sommers scheint ganz Mallorca überrascht zu sein, wenn es denn regnet.

Dabei wissen wir alle ganz genau: Der nächste Oktober kommt bestimmt. Und damit der Regen.