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„Wir nehmen nur Euro!” So bestimmt wie unfreundlich wies die Bedienung im „Strandcafé Schwarzwald” in Peguera am Wochenende einen Radtouristen zurück, der die Zeche in Pesetas begleichen wollte. Erst als der darauf hinwies, dass die spanische Währung bis 28. Februar legales Zahlungsmittel ist und ankündigte, dass er gehen würde ohne zu zahlen, holte sie unter lautstarkem Protest die Rechenmaschine hervor, kassierte Pesetas und gab Euro-Wechselgeld.

„Das ist ein Ausnahmefall”, kommentiert Ramon Calafat, bei der Sparkasse Sa Nostra für die Einführung des Gemeinschaftsgeldes zuständig, den Vorfall. Nach seiner Beobachtung werden auf den Balearen nur noch etwa fünf Prozent aller Geschäfte in Pesetas abgewickelt. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten läuft jetzt alles glatt.” In den ersten 14 Tagen nach der Einführung des Euro-Bargeldes waren auch die Banken und Sparkassen auf den Balearen vom Ansturm überwältigt, jetzt gibt es keine besonderen Vorkommnisse mehr. Leichte Schwierigkeiten bereitet laut Calafat die Unterversorgung mit einzelnen Scheinen und Münzen. „Während zu viele Ein- und Zwei-Cent-Münzen geprägt wurden, sind die großen Scheine und vor allem die Ein-Euro-Münzen zu knapp” Die kleinen kupferfarbenen Werte will nämlich keiner haben, wie vorher die Ein-Peseta-Münze wird sie von den Spaniern kaum beachtet. Demgegenüber steht eine große Nachfrage vor allem der Automatenaufsteller nach den Geldstücken, die ein und zwei Euro wert sind. „Die werden gebraucht, um Wechselgeld vorzuhalten", so Calafat. Deswegen sind so wenige Münzen im Umlauf, dass der Verband der Automatenaufsteller von Umsatzausfällen bis einschließlich Februar ausgeht, weil vor allem die Spieler an einarmigen Banditen weniger Geldstücke in der Tasche haben, die sie verdaddeln können.

Der Münzmangel liegt laut Calafat auch in der Tatsache begründet, dass Hartgeld ungenutzt beim Konsumenten herumliegt. „Viele haben ihre Starterkits aus nostalgischen Gründen aufgehoben." Außerdem bestätigt er die Beobachtung, dass viele Menschen nach ausländischen Münzen Ausschau halten und diese dann im Portemonnaie behalten. Entgegen der früheren Vermutung, dass sich auf den Balearen wegen der Vielzahl an Touristen das Münzgeld verschiedener Herkunft besonders schnell mischt, verschwindet es in den Taschen. „Aber das wird sich mit der Zeit geben, kein Mensch wird nach der euphorischen Anfangsphase seine Zeit damit vergeuden, jede Münze genau zu betrachten”, ist der Banker überzeugt.

Die Knappheit bei den 200– und 500-Euro-Scheinen hat einen anderen Grund. „Offensichtlich haben viele Menschen viel Bargeld im Haus, das sie jetzt in große Banknoten tauschen”, glaubt Calafat. Der naheliegenden Vermutung, es handele sich um Schwarzgeld, will er nicht folgen. Dass in Deutschland in den ersten Tagen nur halb so viel Bargeld pro Kopf eingetauscht wurde wie in Spanien, könne auch daran liegen, dass die Bundesbürger ihr Schwarzgeld bereits vorher untergebracht hatten, etwa in Immobilien auf Mallorca.

In den letzten Tagen der Peseta rechnet Ramon Calafat damit, dass viele Mallorquiner auf den letzten Drücker noch mit dem spanischen Geld bezahlen wollen, obwohl sie bis 30. Juni Zeit haben, bei jedem spanischen Kreditinstitut alte in neue Währung zu wechseln. Erst danach muss man zur spanischen Nationalbank, die Pesetas unbefristet in Euro tauscht, und zwar Hartgeld und Banknoten.

Recht häufig, so bestätigt der Mallorquiner, komme es noch vor, dass Urlauber vom letzten Spanien-Urlaub Pesetas übrig hätten und die jetzt ausgeben wollen. Schwierigkeiten wie im Café Schwarzwald mache das aber kaum. Denn „die Fälle, in denen noch mit dem alten Bargeld bezahlt wird, sind so selten, dass man in Ruhe umrechnen kann.” Deswegen hätte es seiner Meinung nichts gebracht, die Peseta bereits vor dem Ende der Übergangszeit am 28. Februar offiziell aus dem Verkehr zu ziehen. „Für den Einzelhandel wäre es eine deutliche Erleichterung gewesen, hätte man in den ersten 14 Tagen wahlweise auf doppelte Kassenführung verzichten können, wie das in Deutschland der Fall war.” Jetzt habe sich das Problem von allein erledigt.

Nicht aber für die spanischen Konsumenten. Der Wechselkurs von 166'386 macht das Kopfrechnen schwer. Wo Deutsche einfach mit zwei multiplizieren oder dividieren, muss hierzulande meist der Taschenrechner ran – oder man vertraut dem Händler. Balearische Verbraucherschützer befürchten vor allem ab dem 1. März Preiserhöhungen, wenn viele Geschäfte die Waren nicht mehr in beiden Währungen auszeichnen.

Kurios: Manch langjähriger Mallorca-Resident mit deutschem Pass, längst an Peseta-Preise gewöhnt, beginnt jetzt wieder in Mark zu rechnen, weil es leichter ist. Eins müssen sich Deutsche und Mallorquiner gleichermaßen angewöhnen: neue Schwellenpreise. Das sind solche Preise, an denen man erkennt, ob eine Ware teuer oder billig ist. Beispiel: Einst galt im Restaurant ein Hauptgericht ab 3000 Pesetas teuer. Werden jetzt 18 Euro die neue Schwelle – oder vielleicht 15 oder 20?