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Die ewige Liebe zwischen Deutschland und Spanien kühlt sich ab. Im Jahr 2001 sank der Marktanteil des Ferienlandes auf 15 Prozent. 2000 waren noch 16 Prozent aller Urlaub machenden Bundesbürger in das Land südlich der Pyrenäen gereist. Das ist das Ergebnis der 18. Deutschen Tourismusanalyse des Freizeit-Forschungsinstitutes von British American Tobacco.

Jahrelang war Spanien auf zweistellige Zuwachsraten abonniert, der Marktanteil stieg von zehn Prozent 1993 auf den Spitzenwert von 17 Prozent im Jahr 1999. Horst P. Opaschowski, Professor für Freizeit– und Tourismuswissenschaft sowie wissenschaftlicher Leiter des Freizeit-Forschungsinstitutes, meint dazu, dass „Spanien seine Schattenseiten nicht mehr verleugnen” kann. „In vielen Zentren des Massentourismus stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr. Das Niveau der Vorjahre kann vielfach nicht aufrechterhalten oder weiter gesteigert werden,” so der bekannteste Freizeitforscher Deutschlands.

Auf MM-Anfrage erklärte der Professor, dass die Studie keine Zahlen für Mallorca enthalte, weil 5000 Befragte nicht ausreichten, um dafür statistisch relevante Ergebnisse zu liefern. Seiner Meinung nach gelten die Aussagen für Spanien jedoch auch für die Ferieninsel: „Nach dem Aufschwung der vergangenen Jahre haben wohl viele geglaubt, die strukturellen Probleme seien gelöst. Da tut eine Durststrecke vielleicht ganz gut.” Dennoch ist er überzeugt: „Mallorca steht immer noch gut da.”

Gewinner unter den Reisezielen könnte Deutschland werden. 23 Prozent aller Bundesbürger, die verreisen wollen, geben das Heimatland als geplanten Ferienort an. 2001 waren das noch 20 Prozent. Nach Spanien (13 Prozent) folgen Italien (neun Prozent) und Österreich (sieben Prozent). Im Kommen sind Griechenland und die Türkei (je sechs Prozent).

Persönlich bleibt Opaschowski Spanien treu, zurzeit macht er 14 Tage Urlaub auf Fuerteventura. Im Mai will er, wie jedes Jahr, zum Kurzurlaub nach Mallorca kommen.

Insgesamt stellt die Tourismusanalyse fest, dass die Nachwirkungen des 11. September auf die Reisebranche weitgehend abgeklungen sind. „Der Tourist hat ein chronisches Kurzzeitgedächtnis und leistet keine Trauerarbeit”, so Opaschowski. Von den in der Zeit vom 8. bis 23. Januar 2002 befragten Bundesbürgern sind sich nur 29 Prozent „unsicher”, ob sie in diesem Jahr verreisen wollen oder können. Vor einem Jahr waren es 27 Prozent. Noch im Eindruck der Terroranschläge zeigten sich 33 Prozent „unsicher”.

Auch von der flauen Konjunktur wollen sich die Reiseweltmeister nicht vom Kofferpacken abhalten lassen. 47 Prozent haben die Absicht zu verreisen, vor einem Jahr waren es zwei Prozentpunkte mehr.

Aber die jahrelangen Steigerungen sind vorbei, die wachstumsverwöhnte Tourismusbranche muss sich auf Stagnation einstellen.