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Wenn es des Guten zu viel ist, ist es bald des Guten zu wenig. Zum Beispiel an der Playa de Palma. Jahrzehntelang Eldorado der Kegelklubs, wurde der bekannteste Strand Europas in den 90ern zum Tummelplatz der Ballermänner. So geil die das fanden, so schrecklich war das für Otto Normalurlauber mit Frau und Kindern. Und letztlich auch für das Image der ganzen Insel, die scheinbar nur aus Prominenten, Millionären und dumpfen Säufern bestand.

Die Bemühungen der Hoteliers und der Politiker, den Exzessen Einhalt zu bieten, zeigt erste Erfolge. Alte Erfolgsgeschichten wie die des Gruppenreisenspezialisten der „Tollen Müller Touren” werden weitergeschrieben, obwohl (oder gerade weil) um Mitternacht die Musik im Freien ausgeschaltet wird.

Die Playa de Palma hatte viele Jahre auf die ausgabefreudigen Trinker gesetzt, dass die Kasse nur so klingelte. Wenn aber die spät begonnene Kehrtwende nicht geschafft wird, war der Goldregen nur von kurzer Dauer.

Ansonsten ist es im Mallorca-Tourismus wie mit anderen Geschäften auch: Wer sich zu sehr auf einen Markt spezialisiert, leidet besonders, wenn dieser nicht mehr läuft. Zum Beispiel die deutschen Urlauber. In solchen Scharen strömten sie, dass Besucher aus anderen Ländern, die später buchten, auf der Insel kein Bett mehr fanden.

Jetzt machen sich die Deutschen rar, aber die anderen Nationen kommen nicht von alleine in die leeren Hotels. Nein, sie müssen mühsam wieder angelockt werden – mit dem Image Mallorcas als Insel der Deutschen trotz aller anderen Vorteile kein allzu leichtes Unterfangen.

Touristiker, ob Mallorquiner oder Deutsche, sollten sich das eine Lehre sein lassen und beim nächsten Boom nicht wieder gierig auf eine Karte setzen. Denn man muss etwas in der Hinterhand halten, wenn man am Ende gewinnen will, wie jeder Spieler weiß.

Viele Hoteliers haben das schon gemerkt und sehen in der gegenwärtigen Krise (wenn es denn eine ist) eine Chance für die Zukunft. Wenn den Verantwortlichen die Neuorientierung gelingt, könnte Mallorca einmal mehr Vorreiter sein. Denn ein Tourismusziel, das an die Wachstumsgrenzen gestoßen und dennoch nachhaltig erfolgreich geblieben ist, hat es noch nicht gegeben.

Schade nur, dass sich Unternehmer und Politiker nicht einig sind, wie man das erreichen kann.