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Hans-Jürgen Mügge fühlt sich „topfit” – und das sollte er auch. Am Donnerstag, 2. Mai, wird der 56-Jährige zu einer großen Tour aufbrechen. Von Insel zu Insel, von Amrum nach Mallorca, will der Neumünsteraner radeln. Für Mügge nicht nur Abenteuerurlaub und sportliche Herausforderung, sondern auch eine Aktion, mit der er sich selbst und anderen Hoffnung machen will: Hans-Jürgen Mügge ist im Oktober 2000 an Blasenkrebs erkrankt. Die vage Idee, sich auf 2000 Kilometern Strecke die Krankheit vom Leib schwitzen zu können, nimmt er mit auf die Reise. Außerdem einen Scheck über knapp 3000 Euro, die er im Vorfeld seiner Tour für Aspanob, den Verein der Eltern mit krebskranken Kindern auf den Balearen, gesammelt hat.

Die Idee, von Deutschland zum Mittelmeer zu radeln, ist eigentlich nur der Ersatz für einen Traum, den sich Mügge wegen seiner Krankheit erst einmal abschminken musste: Er hatte sich mit seiner Lebensgefährtin auf Mallorca eine kleine Wohnung in Sóller mieten und viel Zeit dort verbringen wollen. Doch nun muss der Computerfachmann regelmäßig zu Nachsorgeuntersuchungen.

Auch finanziell reicht es nicht mehr für ein Domizil auf der Lieblingsinsel. „Angeblich aus wirtschaftlichen Gründen” wurde Mügge nach seiner Erkrankung entlassen. Seit Juni 2001 ist er arbeitslos. Mit seiner Tour will er deshalb auch „den Beweis antreten, dass wir über 50-Jährigen nach überstandener Krebsoder sonstiger Krankheit allemal noch leistungsfähig genug sein können, um auch im Berufsleben wieder voll unseren Mann oder unsere Frau zu stehen”.

Offenbar hat der Computerspezialist seine Zeit als Arbeitsloser gut genutzt. Karl-Heinz Mügge hat eine eigene Homepage (www. mallorca-oldies.de) erstellt, um über das Internet auf die eigenen Probleme als Krebskranker und Arbeitsloser zu sprechen. Aber auch, um über Blasenkrebs zu informieren. Detailgetreu beschreibt der Radler auf seiner Web-site die Ziele seiner Reise und den Streckenverlauf. Außerdem ist dort der aktuelle Stand des Spendenkontos einsehbar, das Mügge für den Krebshilfeverein auf Mallorca eingerichtet hat. 2713 Euro sind bislang eingegangen.

Dass sich Mügge gerade Aspanob als Empfänger des Geldes ausgesucht hat, hat noch einen anderen Grund als seine eigene Krebserkrankung: 1976 verlor er seine damals zehnjährige krebskranke Tochter Andrea.

Mügge rechnet damit, dass er etwa fünf Wochen brauchen wird, um bis nach Barcelona zu fahren, wo er eine Fähre nach Mallorca nehmen will. „Kann sein, dass ich ein Stück mit dem Zug zurücklegen werde”, sagt Mügge. Denn als Arbeitsloser kann er höchstens sechs Wochen Urlaub nehmen. Positiv überrascht ist Mügge von der Resonanz auf seine Homepage: Dort hat er Sponsoren gesucht, die ihm Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. „Inzwischen haben sich eine ganze Reihe von Hotels gemeldet, die an der Strecke liegen”, sagt Mügge. So werde er wohl erst in Frankreich und Spanien im Zelt übernachten müssen.

Auch in Palma hat die Aktion von Karl-Heinz Mügge schon kleine Wellen geschlagen. „Nicht nur wegen des Geldes, das bei uns ankommen soll, finden wir die Initiative sehr wertvoll. Schön, dass er sich für sich und andere einsetzen will”, sagt der Psychologe Jesús Cuartero von Aspanob. Sein Verein will den mutigen Radler auf jeden Fall am Hafen begrüßen, wenn er mit der Fähre anlandet.

Unterstützung zugesagt auch der Shop der Deutschen Telekom in Palma. Der Laden wird im Rahmen von Mügges Initiative ein Rennrad der Marke Pinarello versteigern, das von Radlern des Team Telekom signiert worden ist. „Das Mindestgebot liegt bei 1500 Euro”, sagt Stephan Busch, Leiter des Projekts T-Shop. Angebote können im T-Shop eingereicht werden (Tel.: 971-425522, Fax: 971-425525).

Damit Karl-Heinz Mügge während seiner Reise mit den Medien auf Mallorca in Kontakt bleiben kann, hat T-Mobile den Radler mit einem Handy samt Gesprächsguthaben ausgestattet. Täglich wird Mügge mit „95'8”, dem deutschprachigen „Mallorca Inselradio” in Verbindung treten, um über den Verlauf seiner Mammuttour zu berichten. Gesendet werden sollen die Beiträge ab dem 2. Mai täglich gegen 18.40 Uhr.

Auch das Mallorca Magazin wird Mügges schweißtreibende Aktion durch Berichte begleiten.