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MICHAEL BLUM

Fußball ist unser Leben, König Geld regiert die Welt. In Spanien und Deutschland gucken Fußballfans ist die Röhre, wenn an diesem Freitag die WM in Japan und Südkorea beginnt. Denn in beiden Ländern werden nur wenige Spiele der Vorrunde im frei empfangbaren Fernsehen gesendet, die meisten Begegnungen nur im kostenpflichtigen Pay-TV übertragen. Immerhin: Wer hierzulande über terrestische Antenne und Sat-Schüssel verfügt, hat ein bisschen mehr Auswahl.

Hierzulande hat Via Digital die Exklusivrechte für das sportliche Großereignis. Um alle Tore der WM live zu sehen, müssen Neukunden tief in die Tasche greifen. Das Paket Via Mundial, dass auf drei Kanälen sendet, kostet für Neukunden satte 180 Euro. „Das ist so teuer, weil wir uns im klaren sind, dass die Kunden nach der WM das Abo wieder abbestellen”, so ein Unternehmenssprecher gegenüber MM. Wer bereits Kunde bei Via Digital ist, bekommt das WM-Spezial immerhin für 30 Euro. Wem das nicht zu teuer ist, kann nach Anmeldung im Schnitt nach drei bis vier Tagen damit rechnen, die Ausrüstung installiert zu bekommen.

Wer so viel Geld nicht ausgeben will, muss sich mit dem begnügen, was Antena 3 kostenlos über den Äther schickt. Das sind, wie vom Rundfunkgesetz vorgeschrieben, alle Ereignisse im „öffentlichen Interesse”, wozu sämtliche Spiele der Nationalmannschaft, Eröffnungsspiel, Halbfinals und das Endspiel gehören. Die gibt es denn kostenlos zu sehen, außerdem je eine Begegnung der Achtel– und Viertelfinals (siehe Kasten).

Da die meisten Deutschen im Besitz einer Satellitenschüssel sind, die auf einen der Astra-Erdtrabanten ausgerichtet ist, kommen sie auch in den Genuss, Rudi Völlers Mannen kostenlos in Aktion zu erleben. Auf ARD und ZDF sitzt man ansonsten zwar nicht in der ersten Reihe, aber immerhin nicht ganz im Dunkeln. Jeden Tag, an dem das deutsche Team nicht im Einsatz ist, übertragen die Öffentlich-Rechtlichen ein anderes Spiel.

Nach der Vorrunde wird von den deutschen Sendern jeden Tag eine Spitzenbegegnung der KO-Runden gesendet, wie in Spanien gibt es erst Halbfinals und Endspiel komplett. Da wegen der Zeitverschiebung die Partien alle tagsüber laufen, der Weg in die Fußball-Kneipe sich also nicht unbedingt anbietet, dürfte das gute, alte Radio zu neuen Ehren gelangen. In Deutschland übertragen die Öffentlich-Rechtlichen alle Spiele der Deutschen, auch die anderen Partien werden zumindest zeitweise live kommentiert. Wer des Spanischen mächtig ist, kann sich bei den vielen Fußball-Sendern einschalten, die stundenlang aus Fernost übertragen werden.

Die Erwartungen sowohl der deutschen als auch der spanischen Fans sind vor der WM ohnehin gedämpft. Völlers Truppe werden maximal Chancen fürs Viertelfinale eingeräumt. Das spanische Team gilt zwar als hochkarätig besetzt, doch erfahrungsgemäß reicht das bei dem Gipfeltreffen der Nationalmannschaften nicht. In der Regel ist spätestens im Viertelfinale Schluss, doch sowohl Coach José Antonio Camacho als auch sein Superstar Raúl wollen diesmal mehr: „Wir können ins Finale kommen”, so der Goalgetter aus Madrid zuversichtlich.

Auf diesem Weg könnten die iberischen Ballkünstler durchaus auf die deutschen Rasenarbeiter treffen. Denn im Achtelfinale trifft der Erste der Gruppe B (mit Spanien) und auf den Zweiten der Gruppe E (mit Deutschland) und umgekehrt.

Wird einer von beiden Gruppenerster, der andere nur Zweiter, käme es also bereits in der Runde der letzten 16 zu einem Aufeinandertreffen. Werden beide ihrer Favoritenrolle gerecht und schließen die Vorrunde als Gruppenerster ab, gewinnen außerdem ihre Achtelfinals, hieße es im Viertelfinale Deutschland gegen Spanien.