Bereits vor Wochen ist ein Kommentar von Air-Berlin-Chef Joachim
Hunold erschienen, in dem er die Tourismuspolitik der
Balearen-Regierung kritisiert, vor allem die Ökosteuer für
Touristen. Sowohl im Bordmagazin der Airline als auch in MM
(15/2002). Hunold redete von „eitler Selbstgefälligkeit”, von
behördlich verfügten Schikanen, vor allem, wenn der Antragsteller
Ausländer ist, und von „Provinzpolitikern”.
Nichts passierte, bis an diesem Samstag die größte spanische
Tageszeitung „El País” den Ball aufnahm und über den Beitrag
berichtete. Daraufhin reagierten auch die lokalen Medien auf den
Balearen – und die hiesige Regionalregierung. Ministerpräsident
Antich hat der Ton Hunolds so missfallen, dass er einen Brief an
den spanischen Außenminister Josep Piqué geschrieben hat. Der
Politiker findet, dass man sich abfällig sowohl über ihn als auch
über die Bürger der Balearen geäußert habe.
Der deutsche Botschafter in Spanien, Joachim Bitterlich,
erklärte in einer Pressemitteilung, dass er es für normal halte,
„dass über das Für und Wider der Öko-Steuer auf den Balearen
engagiert diskutiert wird”. Und „eben weil das Thema so wichtig
ist, sollte sich die Debatte darüber aber auch an der Sache selbst
orientieren. Ich bedaure deswegen, dass hier legitime Sachkritik
mit einer subjektiven Polemik gegen Motive und Verhalten der
Regierung des Balearen verbunden worden ist”.
Deutlich weniger diplomatisch waren einige Reaktionen in der
mallorquinischen Lokalpresse. „Diaro de Mallorca”-Kolumnist Planas
i Sanmartí etwa hat „die Ausländer” satt, „die hierher kommen, um
uns und unsere Autoritäten zu beleidigen”. Hunold hatte erwähnt,
dass Mallorca einst bettelarm war – worauf auch Planas mit einem
Hinweis auf Deutschland im Jahr 1942 sofort die Nazi-Karte zog.
Für einige dieser Ausfälle gingen danach Entschuldigungen an
Vertreter der Fluglinie. Joachim Hunold: „Wir haben viele
Solidaritätsbekundungen bekommen.” Ansonsten wolle er kein Öl ins
Feuer gießen, schließlich sollten potentielle Gäste nicht
abgeschreckt werden.
Möglicherweise geschieht dies dennoch. Denn die Äußerungen mit
deutschenfeindlicher Tendenz sickerten auch zu den Medien durch. So
ist zu vernehmen, dass der „Spiegel” an seiner jährlichen
Sommer-Mallorca-Reportage recherchiert und die hiesige Polemik
interessiert zur Kenntnis genommen hat.
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