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Diese mageren jungen Leute von heute werde ich niemals malen”, sagte Miquel Brunet anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung im Casal Solleric in Palma. „Meine Modelle sind plump und gleichzeitig nobel.”

Die erotischen Bilder sind nur eine Facette des Miquel Brunet, der auf Mallorca so bekannt und beliebt ist wie kaum ein anderer Maler, wenn seine Bilder auch längst über die Inselgrenzen hinaus bekannt sind. „Brunet. Antològica” heißt die Ausstellung, in der rund 100 Arbeiten – Bilder vornehmlich und einige wenige Skulpturen – zusammengetragen sind. Die meisten Werke stammen aus privaten Sammlungen. Sie zeigen die verschiedenen Schaffensperioden des Malers von den 40er Jahren an.

Damals widmete er sich vor allem Blumen und Stillleben und mallorquinischen Landschaften, ein Thema, das er immer beibehalten sollte. Er gab allerdings von Anfang an ein anderes Bild des ländlichen Mallorca. Als Malerkollegen vor allem Reiz und Schönheit der Insel einfangen wollten, malte Brunet seine Inselansichten in Ocker– und Grautönen. In den 60er Jahren war Schwarz die meist benutzte Farbe; gleichzeitig schuf er die meisten seiner erotischen Bilder. In den 80er und 90er Jahren widmete er sich zum ersten Mal der Bildhauerei. Hinzu kommen Themen aus der Mythologie, Zentauren und Pferde.

Miquel Brunet benutzte ursprünglich fast ausschließlich sanfte, dunkle Erdfarben, die er dick mit einem Spachtel auftrug. Im Laufe der Jahre entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Landschaftsmaler der Insel, behielt aber die ihm eigene Farbsprache bei. So sind seine Darstellungen niemals wirklich heiter, eher verhalten und melancholisch.

Miquel Brunet wurde 1919 in Manacor geboren, wo er heute noch lebt. Er stammt aus einer wenig begüterten Familie. Im Alter von elf Jahren hatte er einen Unfall, der ihn zeitweilig lähmte. Um die vielen freien Stunden auszufüllen, begann er zu malen. Man erkannte sein Talent, und ein Madrider Kunstprofessor zahlte für sein Studium an der Kunstschule San Fernando. Seine Eltern waren allerdings damit keineswegs einverstanden und zwangen ihn zu einer Schneiderlehre. Also schloss er beide Ausbildungen ab.

Von 1941 an unterhielt er eine Schneiderei in Manacor – und malte. 1951 hatte er seine erste Ausstellung. Bald wurde er bekannt; er wurde aufgefordert, sich der Künstlergruppe Tago anzuschließen. Und er hatte Erfolg, konnte das Schneidergewerbe aufgeben.

In den siebziger Jahren war er Mitbegründer der Gruppe „Dimecres”, der damals unter anderem Ellis Jakobson, Ritch Miller, Jim Bird angehörten. Neben zahlreichen Ausstellungen im In– und Ausland hatte er eine große Retrospektive in der Lonja in Palma im Jahr 1990.

Miquel Brunet im Casal Solleric, Palma, Passeig del Born. Geöffnet bis Mitte September von Dienstag bis Samstag von 10.30 bis 13.45 und von 17.30 bis 21 Uhr, sonn– und feiertags nur am Vormittag.