Glückwunsch, Majestät!

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Den Mallorquinern sagt man nach, sie würden mit Fremden nur schwer warm. Ein Nicht-Insulaner wird aber schon lange so betrachtet, als wäre er nicht 1938 im römischen Exil geboren, sondern im Marivent-Palast in Palma: Spaniens König Juan Carlos I de Borbón. Die Mallorquiner lieben die Königsfamilie nicht nur wegen ihrer Werbewirksamkeit für die Insel. Die Natürlichkeit und Freundlichkeit des Monarchen, seine Unkompliziertheit und der Schalk, der ihm im Nacken sitzt, eroberten nicht nur die balearischen Herzen im Fluge. Am Sonntag, den 5. Januar, feiert König Juan Carlos seinen 65. Geburtstag. Zwar nicht auf Mallorca, aber das ändert am Beliebtheitsgrad des prominentesten und konsequentesten Mallorca-Urlaubers aller Zeiten nichts.

Vor knapp 50 Jahren, am 15. August 1953, besuchte der 15-jährige Prinz zum ersten Mal das nahezu unberührte Eiland. Zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Alfonso quartierte er sich einige Wochen in einer geräumigen Zelle des Kartäuserklosters in Valldemossa ein, bestieg Berge und erkundete die Insel ohne großes Gefolge.

Bereits 1973 wurde dem damaligen Prinzen der Marivent-Palast in Palma als offizielle Urlaubsresidenz vermacht. Auch seine ersten Ferien nach der Krönung verbrachte Juan Carlos auf Mallorca. Im Sommer 1976, ein halbes Jahr nach Francos Tod, wurden die Koffer gepackt. Zusammen mit Königin Sofía und den Kindern, Cristina, Elena und Felipe, erholte sich der Monarch auf der Insel.

Mit fast schon unheimlicher Regelmäßigkeit verbringt die Königsfamilie ihren Jahresurlaub und die Osterfeiertage auf Mallorca.

Vermutlich ist es die Segelleidenschaft und die Liebe zum Meer, die sie an die Insel bindet. Sowohl Juan Carlos als auch seine drei Kinder sind begeisterte Segler. Vermutlich lässt es sich nur so erklären, dass auch heute noch die komplette Familie alljährlich zumindest für einige Tage im Marivent-Palast zusammenkommt. In welcher anderen Familie wäre es schon normal, dass die längst erwachsenen Kinder, von denen zwei bereits selbst mehrfach Nachwuchs haben, fast jeden Urlaub mit den Eltern verbringen.

Die weltberühmte, in der Bucht von Palma ausgetragene Segelregatta „Copa del Rey” schweißt zumindest aus sportlicher Sicht die Familienbande zusammen. Auch das größte Spielzeug des Königs, die 43-Meter-Motoryacht „Fortuna”, liegt gleich neben dem Urlaubssitz auf dem militärischen Teil des Hafens bei Portopí und wird gerne von der ganzen Verwandtschaft für Ausflüge an unzugängliche Strände und nach Cabrera genutzt. Die Yacht wurde dem König vor wenigen Jahren von balearischen Unternehmern geschenkt.

Neben Urlaubsfahrten dient das schmucke Schiff für repräsentative Empfänge. Unter anderem wurde auch schon der ehemalige US-Präsident Bill Clinton zu einer Spritztour auf die „Fortuna” eingeladen.

Mit abnehmender Ferienzeit wird der König alljährlich bereits auf der Insel von seinen Pflichten eingeholt. Spaniens Präsident José María Aznar kommt zu einem Abendessen vorbei und bringt den König auf den aktuellen politischen Stand, und auch Balearen-Präsident Francesc Antich bekommt regelmäßig eine Audienz eingeräumt. Vor allem aber bekommt Mallorca viel von seinem alles andere als menschenscheuen König mit.

Wenngleich die Sicherheitsvorkehrungen nach einem 1995 in Palma gescheiterten ETA-Attentat auf Juan Carlos ungleich verschärft worden sind, ist der König für die Bevölkerung greifbar geblieben. Beim Bummel durch die Stadt zeigt sich die Familie bürgernah. Shoppen, Kaffetrinken, ein freundlicher Händedruck hier, ein Küsschen dort. Alles, nur keine Berührungsängste. So ist er halt, und so mag man ihn.