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Die Buchungszahlen für Mallorca sind schlecht wie nie zuvor. Auf der Reisemesse ITB, die am Dienstag in Berlin zu Ende ging, bestätigten die deutschen Reiseveranstalter die negativen Aussichten für die Sommersaison. Lothar Buss, Bereichsvorstand von Thomas Cook, sprach bei den traditionellen Treffen von Reiseveranstaltern mit Vertretern der Balearen-Regierung von einem Buchungsminus von 35 Prozent. Kirsten Feld-Türkis, bei der TUI für die Balearen zuständige Direktorin, gab ein Minus von 20 Prozent an.

Auch andere Ziele laufen schlecht, aber keins so schlecht wie Mallorca. Die allgemeine Misere liegt, da sind alle einig, an dem drohenden Krieg im Irak, gepaart mit der Wirtschaftskrise in Deutschland. Seit zwei Wochen gibt es praktisch gar keine Buchungen mehr in Länder wie die Türkei, Ägypten oder Tunesien. „Davon profitieren aber nicht die Balearen”, sagt Rewe-Touristik-Chef Dietmar Kastner. Stabil laufe noch das spanische Festland, Zuwächse gebe es auf den Kanaren. Laut Feld-Türkis liegen bei der TUI die kleinen Balearen-Inseln ebenfalls im Plus. Es existiert logischerweise „ein spezifisches Mallorca-Problem” (Kastner).

„Es gibt auch keine Veranlassung zu glauben, dass es nach Ende der möglichen Kriegshandlungen einen Run nach Mallorca geben wird, wie das nach dem Golfkrieg 1991 der Fall war”, warnt Gisela Rüttinger, Geschäftsführerin Charter bei FTI.

Als Hauptgrund für den allgemeinen Negativ-Trend auf Mallorca sehen alle Beteiligten das im Vergleich zur Konkurrenz aus der Türkei oder Bulgarien schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis. „Preise runter, dann kommen auch die Gä- ste wieder”, heißt das Rezept von Detlef Altmann, bei Thomas Cook für den deutschen Markt zuständiger Bereichsvorstand. Er belegt das mit einem Beispiel: Die Apartments Sa Coma Playa seien in diesem Jahr 20 Prozent günstiger und lägen mit 80 Prozent im Plus.

Dazu kommen noch die hohen Nebenkosten. Alltours-Chef Willi Verhuven moniert den „Pizza-Wucher”, Ines Stein, Balearen-Direktorin bei LTU-Touristik, fordert gegen die Auswüchse die Schaffung einer Preis-Polizei wie vor einigen Jahren auf den Kanaren.

Während die Hoteliers sich damit abgefunden haben, in diesem Jahr mit Last-Minute-Rabatten ihr Möglichstes zu tun, um den Markt nach dem Irak-Krieg anzukurbeln, haben sie kein Verständnis für langfristige Preissenkungen, wie sie etwa Annemie Brackx, bei der TUI für den weltweiten Hoteleinkauf zuständig, fordert. „Allein über den Preis können wir mit Bulgarien oder der Türkei so oder so nicht mithalten”, weiß Pere Cañellas, Präsident des mallorquinischen Hotelverbandes FEHM in seltener Einigkeit mit dem balearischen Tourismusminister Celestí Alomar (PSOE). Also muss auf allen Ebenen die Qualität des Produktes verbessert werden, damit der Kunde gerne bereit ist, für einen Mallorca-Urlaub etwas mehr zu bezahlen.

Für den balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich (PSOE) ist diese Entwicklung ein Beleg dafür, dass es auf den Balearen ein neues Tourismus-Modell geben muss. Der Staatssekretär im balearischen Wirtschaftsministerium, Antoni Montserrat, sagte auf einer Tagung in Palma jedoch, dass eine Abkehr vom Massentourismus „reiner Selbstmord” wäre. Es geht darum, das Modell nicht zu erneuern, sondern weiterzuentwickeln, wie TUI-Vorstandschef Michael Frenzel im MM-Interview erläutert.

Willi Verhuven hält es beispielsweise für notwendig, den All-inclusive-Bereich auf Mallorca auszubauen. Dieses wegen der Kostensicherheit vor allem für Familien attraktive Angebot „muss mit modernen Konzepten wie Wellness, Trendsportarten und Fitness-Centern kombiniert werden”.

Antich forderte mehr Engagement von den Unternehmern: „Jahrelang ist mit den Gewinnen aus Mallorca die weltweite Expansion finanziert worden. Jetzt ist es an der Zeit, mehr auf den Balearen zu investieren.”