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Manche Dinge widerstehen der aktuellen Depression im Tourismus. Während allerorten Rückgänge zu verzeichnen sind, bleibt das Segment Radurlaub auf Mallorca zumindest stabil. Max Hürzeler, Inhaber des Swiss Bycicle Teams und Pionier des organisierten Radtourismus auf Mallorca, verzeichnet lediglich einen „leichten Rückgang”, mit dem er aber „zufrieden ist, wenn man sieht, was los ist auf der Welt”.

Angesichts der Wirtschaftslage im Hauptmarkt Deutschland, wo etwa zwei Drittel seiner Kunden herkommen, konstatiert der Schweizer Steher-Weltmeister von 1987 einen „Trend zu billig”. Vor allem Gruppen junger Fahrer kümmerten sich zunehmend selbst um die Organisation der Reisen, suchten sich ein günstiges Hotel und brächten ihre eigenen Räder mit, so Hürzelers Beobachtung. Dieser Prozess wird begünstigt von den Charter-Fluggesellschaften, die den Service am Radfahrer perfektioniert haben, und vielen Hotels, die ihren radelnden Gästen einen Radkeller zum sicheren Verwahrung der teuren Sportgeräte zur Verfügung stellen.

Dennoch braucht Hürzeler in diesem Jahr gut 1500 Mieträder, verteilt auf vier Stationen in elf Hotels, um die Nachfrage seine Kunden zu befriedigen. Damit ist er mit Abstand Marktführer, Konkurrent Philipp Egli liegt mit 300 in seinem Philipps Bike Team weit dahinter. Hürzelers Landsmann betont, dass „ich mich bei dieser Menge um gute Qualität kümmern kann, um die Gäste individuell zu betreuen”.

Egli bemerkt gerade in seinem Segment „der Rundumbetreuung” eine leichte Delle, die er auf die schwache Wirtschaft in Deutschland zurückführt. „Dann noch der Irak-Krieg, da warten die Leute mit dem Buchen. Wenn dann wie in den letzten Wochen das Wetter in Deutschland so schön ist, fahren die Kunden oftmals daheim Fahrrad.” Unter dem Strich kommt Egli aber auf die Zahlen des Vorjahres, weil er mit seinem Stationshotel Lido Park, das eher Individualisten anspricht, im Plus liegt.

Im Plus liegen auch Angebote abseits der Rennrad-Veranstalter. So meldet der Mountain-Bike-Spezialist M-Bike (ehemals Cats) aus Cala Rajada eine neue Station im Hotel Ivory Playa in Alcúdia. Während sich viele Rennradler mittlerweile gut auskennen auf Mallorcas Straßen und auf eigene Faust losfahren, können die Inhaber Jessica und Marcus Derjung abseits asphaltierter Wege mit ihrer Ortskennnis glänzen – und durch persönliche Beziehungen mit Durchfahrtserlaubnissen auf privaten Fincas. Mittlerweile sind 100 nagelneue und hochwertige Räder in der Mietflotte, Marcus Derjung will in diesem Jahr auf 1500 Gäste kommen, 2002 waren es noch 1000. Er hatte einen „sehr guten März”, verzeichnet gegenwärtig auch „einen Hänger” in Deutschland.

Einen Aufwärtstrend verzeichnet auch das XXL-Team, mit dem die Urlauber vornehmlich auf Trekking-Rädern unterwegs sind. Bernhard Bock, Gründer und Chef der Sportmanagement-Agentur, erklärt, dass dieses Jahr 400 Gäste kommen werden. Zurzeit ist die Saison mit fünf Wochen kurz, doch soll das Geschäft nach und nach ausgebaut werden. Im Frühjahr 2004 kommt ein zweites Hotel dazu, neben dem Standort Playa de Palma (Hotel El Cid) wird XXL im Nordosten präsent sein. Alle Gäste kommen laut Bock über Leserreisen zu XXL, so dass das Wachstum gut planbar sei. Wichtig ist auch für ihn die individuelle Betreuung.

Die Touren auf den Trekking-Rädern sind mit 30 bis 80 Kilometer Länge im Schnitt kürzer als die Strecken der Rennfahrer, die Geschwindigkeit zwischen 12 und 22 km/h nicht so anspruchsvoll. Sport ist es dennoch, betont Bock, der selbst mal Radrennsportler war, „das ist aber schon 40 Kilo her”.