Zugegeben, die Lust am Reisen kann einem derzeit schnell
vergehen. Deutschland ächzt unter wachsender Arbeitslosigkeit, in
Asien grassiert SARS und vor so manchem muslimischen Land warnt das
Auswärtige Amt. Doch kaum ist der Irak-Krieg vorbei, melden die
Reiseveranstalter einen deutlichen Buchungsanstieg. Den Deutschen
ist der Appetit auf fremde Länder so schnell nicht zu nehmen.
Allerdings schauen die Urlauber während der vermeintlich
schönsten Wochen im Jahr verstärkt auf ihren Geldbeutel. Für das
Freizeit-Forschungsinstitut BAT Grund genug, genauer nachzufragen:
Was hat Sie ihre letzte Reise tatsächlich, Ausflüge, Essen,
Einkaufen und Trinkgelder mit eingerechnet, gekostet? Das Institut
führte dazu eine Repräsentativerhebung unter 2893 Urlaubern
durch.
Die Ergebnisse sind mitunter verblüffend. „Neben Sonne, schöner
Landschaft und der Sicherheit vor Ort wird der Preis der Reise zur
wichtigsten Entscheidungsgrundlage für die Auswahl des Ziels”, sagt
Horst W. Opaschowski, der Leiter des Instituts.
Noch wenig verwunderlich ist, dass sich Kroatien und Slowenien
im Durchschnitt mit nur 50'90 Euro pro Urlauber und Tag zufrieden
geben müssen. Beide Länder gelten als Billigziele. Interessant wird
es bei Platz Nummer zwei, den skandinavischen Ländern (54 Euro). Da
man in Norwegen für ein Bier schon mal so viel hinlegen muss wie
für ein Mittags-Menü in Spanien, bleibt nur eine Erklärung: Die
Urlauber versorgen sich weitgehend selbst und halten sich bei
Souvenirkäufen diszipliniert zurück.
Die Umfrage ergab einen Durchschnittswert von 67 Euro, Spanien
liegt mit 70'90 Euro leicht darüber. Damit dürfte endgültig die Mär
begraben sein, das Land von Sangría und Stierkämpfen sei ein
Urlaubsschnäppchen. Diese Zeiten sind längst vorbei, auf Mallorca
noch länger als auf dem Festland. Seit der Einführung des Euro
dreht sich vor allem auf dem Archipel alles um die Nebenkosten.
Restaurants, Strandliegen, Museen, alles sei zu teuer, ist überall
zu hören. Die Studie machte zwischen Andalusien und Balearen keinen
Unterschied, was bedeuten könnte, dass der Mallorca-Urlauber
durchaus mit mehr als 70'90 Euro pro Tag rechnen muss.
Das Top-Trio der teuren Reiseländer bilden die USA und Kanada
(104'80 Euro), Australien (91'30 Euro) und Ägypten (84'70 Euro).
Bei den Fernreisen muss allerdings die Reisedauer berücksichtigt
werden. Während ein Inlandsurlaub gerade einmal durchschnittlich
13'2 Tage dauert, bleibt der USA-Tourist 21'6 Tage, der
Australien-Besucher gar 28'7 Tag im Land.
Männer geben im Urlaub mehr aus (1049 Euro) als Frauen (951
Euro), Westdeutsche mehr (1017) als Ostdeutsche (928) und
Großstadtbewohner (1084 Euro) mehr als Landbewohner (913 Euro).
Unerreicht bleibt aber das Urlaubsbudget der Doppelverdiener und
kinderlosen Paare (1176 Euro), die die Singles (1133 Euro) auf
Platz zwei verweisen.
Der Heimaturlaub ist nach der BAT-Studie günstiger als erwartet,
sowohl Bayern (68'30 Euro) als auch die Nordsee (66'70 Euro) liegen
im unteren Mittelfeld. Der Vorteil eines solchen Urlaubs liegt auf
der Hand: Die Anreise ist günstig, Sprachprobleme gibt es keine,
das günstigste Restaurant ist schnell gefunden, Souvenirs meist
erst gar nicht nötig.
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