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Der subjektive Eindruck ist in diesem Fall auch objektiv richtig: Heiß ist dieser Juni, heißer als gewöhnlich. Agustí Jansa, Leiter des Meteorologischen Instituts in Palma, drückt das schweißtreibende Wetterphänomen in trockenen Zahlen aus: „Die mittlere Tagestemperatur war im Juni 4'5 Grad höher als normal. Auch in der Nacht war es um vier Grad wärmer als üblich.” Nachts herrschten in der ersten Junihälfte mit Temperaturen von durchschnittlich 21 Grad tropische Bedingungen – wie sonst im August.

Am schlimmsten war die Hitze am vergangenen Wochenende: Von Freitag bis Montag wurden an mehreren Orten der Insel Tageshöchstwerte von 35'5 Grad gemessen. Spitzenreiter war Sa Pobla, wo das Thermometer der Wetterstation am Samstag 37 Grad anzeigte. Überhaupt, so Jansa, sei Sa Pobla eine der heißesten Ecken Mallorcas. Apropos Thermometer: Die elektronischen Anzeigetafeln, die in Palmas Innenstadt aufgestellt sind, geben im besten Fall die gefühlte Temperatur wieder. In der Regel kann man getrost drei, vier Grad abziehen, um zum realen Wert zu kommen.

Da die Luftfeuchtigkeit in diesen besonders heißen Tagen lediglich zwischen 40 und 50 Prozent betrug, war die Hitze relativ gut auszuhalten. Auch wenn viele stöhnten – und es sich offenbar viele zu Hause vor der Klimaanlage gemütlich gemacht haben. Der Energiekonsum schnellte jedenfalls rapide in die Höhe: Am Donnerstag vergangener Woche verzeichnete das Energieversorgungsunternehmen Gesa einen neuen Rekord des Stromverbrauchs in einem Juni. Ob nun Kälte oder Hitze leichter zu ertragen ist, wird sicher individuell verschieden beantwortet. Aber es gibt auch dazu einen Messwert: Im vergangenen Februar (am 18.) stieg der Energieverbrauch erstmals an einem Wintertag höher als im Sommer.

Wer keine Klimaanlage hat, verschaffte sich am vergangenen Wochenende auf andere Weise Kühlung. Viele Tausende von Menschen trieb die Hitze an die Playas. Stadtbewohner versuchten den Weg zum Strand möglichst kurz zu halten: Die Sandstreifen bei Ciutat Jardin, Illetes und Calamajor waren dementsprechend voll. Zeitweise verursachten die Strandgänger Staus auf Palmas Stadtautobahn.

Auch wenn die mittlere Tagestemperatur in diesem Juni bislang ungewöhnlich hoch war, was die Tageshöchsttemperaturen anbelangt, wurden keine Rekordwerte gemessen: Der heißeste Junitag seit Einführung der regelmäßigen Messungen durch das Meteorologische Institut wurde 2001 registriert: 41'4 Grad. Der absolute Höchstwert aller Monate wurde 1983 an einem Julitag in Sa Pobla festgestellt. Damals herrschten 43 Grad.

Der Juni dieses Jahres war bislang nicht nur heiß, sondern auch trocken. Es regnete nur einmal, am 5. Juni. Normalerweise sind ein paar Regentage mehr drin im Juni, so Jansa.

Nach der großen Hitze am vergangenen Wochenende hat es etwas abgekühlt. Es kam zu Tageshöchstwerten um 29 Grad. Ab Samstag soll es allerdings nach Aussage der amtlichen Wetterfrösche wieder ziemlich heiß werden. Jansa sagt Temperaturen zwischen 30 und 33 Grad vorher. Bei dieser Hitze gilt: Viel Wasser trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Wer Probleme mit dem Einschlafen hat, sollte es vielleicht wie viele Einheimische halten: So lange wie möglich die lauen Sommernächte im Freien genießen!

Eine Prognose für den Sommer, der an diesem Samstag beginnt, will Jansa nicht wagen: „Da gibt es keine Gesetzmäßigkeit.” Nur weil es im Juni ungewöhnlich heiß ist, muss es in den kommenden Monaten nicht so weitergehen. Nur eins ist sicher: Auch dieser Sommer wird wieder entweder zu heiß oder zu kalt.