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Die Deutschen, die wegen Irak-Krieg, SARS und Wirtschaftskrise deutlich weniger Reisen gebucht hatten, entdecken die Lust am Urlaub wieder. Eine „deutliche Trendwende” verzeichnet die Thomas Cook AG (Neckermann), Branchenprimus TUI erwartet gleichfalls „eine Erholung” nach dem desaströsen Beginn des Jahres. Die Rewe mit ihren Veranstaltern ITS, Tjaereborg und Jahn-Reisen rechnet mit einem Umsatzplus von drei Prozent, „wenn das Geschäft anhält”.

Besonders erfreulich für Mallorca: Die Deutschen haben die Insel wieder lieb. Wie die für die Balearen verantwortliche TUI-Direktorin Kirsten Feld-Türkis bestätigt, liegen die Buchungseingänge seit Wochen konstant im Plus. „Mallorca erholt sich nach und nach”, bestätigt Gianni Giacobbi, Alltours-Direktor auf den Balearen. Besonders positiv verzeichnet die TUI, dass die Gäste auch zu den Zeiten reisen, in denen Buchungen besonders gebraucht werden, also in den ersten beiden Juli-Wochen und im September.

Das werden die mallorquinischen Hoteliers gerne hören, denn während die absolute Hauptsaison von 15. Juli bis 30. August immer ausgebucht ist (dann reisen Spanier, Franzosen und Italiener), entscheidet die Zeit davor und danach über den wirtschaftlichen Erfolg des Sommers. Schuld an den bislang zögerlichen Buchungen im Juli und September haben auch die komprimierten Ferientermine in Deutschland, gegen die die Reiseindustrie Sturm läuft.

Besonders erfreulich: Die Mallorca-Zahlen gehen stabil nach oben, obwohl der große Konkurrent Türkei nach dem massiven Einbruch durch den Golfkrieg ebenfalls mächtig aufholt. Nach Aussagen des balearischen Tourismusministeriums wird zudem ein sechsprozentiges Plus der britischen Gäste im Sommer erwartet.

Doch so zufrieden Feld-Türkis auch über die Teilnehmerzahlen sein kann, die bereits auf Vorjahresniveau liegen, so wenig kann sie den Buchhaltern gute Nachrichten übermitteln. Denn der Anteil der Last-Minute-Schnäppchen hat im erheblichen Maße zugenommen. „Jede zweite Reise kann nicht zu regulären Katalogpreisen verkauft werden, damit ist Mallorca absoluter Spitzenreiter im Markt”, präzisiert sie. Bereits jetzt seien 30 Prozent mehr Last-Minute-Reisen verkauft worden, als für die gesamte Saison geplant war. Daher liegt der Umsatz mit 14 Prozent im Minus.

Während Thomas Cook und Co. noch vorsichtig hoffen, die Vorjahreszahlen zu erreichen (die schlecht genug waren), wagt Kirsten Feld-Türkis die optimistische Prognose: „Wir können ein zweistelliges Plus schaffen.”

Doch der über den günstigen Reisepreis erkaufte Zuwachs ist womöglich nicht von langer Dauer, warnt die erfahrene Touristikerin. Denn weil Mallorca nun mal höhere Kosten hat als die Türkei oder Bulgarien, muss sich ihrer Ansicht nach die Insel „ein Markenimage schaffen, dass höhere Preise rechtfertigt”. Die Voraussetzungen seien gegeben: „Die Insel ist in ihrer Schönheit, der Vielfalt des Angebotes, der Infrastruktur und Sicherheit auf europäischem Niveau und der guten Erreichbarkeit wegen absolut einzigartig”, sagt sie, doch müsste das den Kunden durch konsequente Werbung und PR auch vermittelt werden.

Die TUI jedenfalls setze darauf, dass ihre mallorquinischen Hotels dieses gewisse Etwas haben. Es müssen Häuser in erster Reihe sein, und wenn sie nicht direkt am Meer liegen, ein eigenes, besonderes Profil aufgebaut haben. Der austauschbare Schlafbunker, davon ist sie überzeugt, wird es in Zukunft sehr schwer haben, Kunden zu finden. Deswegen müsse auch auf Unternehmerseite schnell gehandelt werden, um am Produkt zu arbeiten und ein Image aufzubauen.

Schnäppchen-Verkäufe stören auf dem Weg zu mehr Qualität und ordentlichen Preisen nicht, räumt sie mit einer gängigen Meinung auf. Viele Mallorquiner befürchten nämlich, dass Last-Minute-Boom und Rabatte ihnen nur Billigurlauber ohne Geld bringen. Feld-Türkis: „Diese Kunden wollen zwar billig reisen, da es sich aber oft um clevere Menschen handelt, verdienen sie auch gut und geben das Geld lieber vor Ort in einem guten Restaurant aus.”