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Mallorcas touristischer Lorbeer sieht wieder ein bisschen frischer aus. Sicher, er macht nicht den gesunden Eindruck von 1999 und 2000. Aber die Sommersaison scheint nach katastrophalem Beginn jetzt doch ganz gut anzulaufen, zumindest was die Urlauberzahlen anbelangt. Aus Deutschland könnte es im Vergleich zum Vorjahr noch ein Plus geben, sechs Prozent mehr Briten werden erwartet.

Das ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Deutschen sich von ihrer (einstigen?) Lieblingsinsel nicht abgewandt haben. Zumindest noch nicht. Denn die Tatsache, dass etwa die Hälfte der Pauschalreisen mit Rabatt verkauft wird, beweist, dass der Preis ein wichtiges Verkaufsargument ist.

Da kann Mallorca, auf oberem EU-Niveau in Sachen Sicherheit, Infrastruktur und Sozialleistungen, mit Billiglohnländern ohne Arbeitnehmerrechte, wie Bulgarien oder der Türkei aber nur vorübergehend mithalten. Mittel– und langfristig wären Rabatte der Weg in die Pleite.

TUI-Direktorin Kirsten Feld-Türkis ist weder die Erste noch die Einzige, die deswegen fordert, dass Mallorca endlich wieder Markenpflege betreiben muss. Wenn dem Kunden klar ist, warum Mallorca teurer ist und was er dafür bekommt, dann ist er auch bereit, mehr auf den Tisch zu blättern.

Durch den Regierungswechsel und die verbesserte Buchungslage ist die Gelegenheit, dieses Projekt in Angriff zu nehmen, günstig wie selten. Freilich, noch braucht die neue Regierung ein bisschen Zeit, bis sie in Tritt gekommen ist. Dann muss sie aber schnellstens einen mittel– und langfristigen Plan aufstellen, wie Marketing und PR für die Ferieninseln aussehen sollen. Und, ganz wichtig, dafür einen Etat bereitstellen, der dem Stellenwert des Tourismus auf den Balearen gerecht wird.

Da Politiker verantwortlich sind, besteht die große Gefahr, dass sie kurzfristige Strohfeuer einem langfristigen Glimmen vorziehen. Die Ökosteuer mag man ruhig abschaffen, aber nur, wenn gleichzeitig deutlich gemacht wird, dass man für die Umwelt nicht weniger, sondern mehr tut. Werbemaßnahmen für einen Tag (à la „Mallorca hat euch wieder lieb”) nimmt der Kunde nicht an. Dafür er ist viel zu clever – sonst würde er nicht immer später zu immer günstigeren Preisen buchen.