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Sanft rollende Hügel, duftende Kiefernwälder, weite Felder mit uralten Steinhäusern – kein Zweifel, die Landstraße von Inca über Sineu und Petra nach Manacor führt durch eine der reizvollsten Landschaften im Zentrum der Insel. Noch. Denn in der stillen Mitte Mallorcas will die neue Balearen-Regierung eine Autobahn errichten.

Das Projekt der Schande wurden kurz mal eben aus dem Hut gezaubert. Von dem sich jetzt abzeichnenden Streckenverlauf Inca-Manacor verlautete im Wahlprogramm der nun regierenden PP kein Wort.

Es ist ein Jammer, dass die Konservativen sich nicht auf das Konservieren, also den Erhalt der Landschaft und damit der Schönheit Mallorcas, verstehen. Nicht wenige Menschen wählten die Partido Popular (PP), weil sie die Kulturpolitik der Links-Regierung satt hatten. Mit ihrer Beton-orientierten Verkehrspolitik dürfte allerdings die neue Rechts-Regierung ihre Vormachtstellung bei der nächsten Wahl wieder verlieren.

Sicher gestatten Autobahnen dem Verkehr ein rasches Fortkommen (falls es keinen Stau gibt). Doch gleichzeitig zerschneiden die Asphaltpisten die Landschaft. Sie sind ein optisches und akustisches Ärgernis, ziehen den Dörfern Kaufkraft ab, lassen sie zu Schlafkommunen veröden. Eine Urlaubsinsel, die mit der Schönheit ihrer Landschaft punkten möchte und über keine sonstwie nennenswerte Industrie verfügt, braucht keine zusätzlichen Autobahnen.

Der Frevel an der Umwelt hat längst begonnen. Seit der Inselrat für Straßenbau zuständig ist, werden anheimelnde Landstraßen massiv begradigt und verbreitert. Prächtige Bäume und Jahrhunderte alte Trockensteinmauern werden gnadenlos weggerissen. Es folgen gesichtslose Mauern aus Beton mit Maschendraht drauf. Je „verkehrsgerechter” die Straßen, desto mehr wird gerast.

Die Politiker sind dabei, Mallorcas stille Guthaben für vermeintlichen Fortschritt zu verpulvern. Die neue Regierung sollte – so wie die alte – auf den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs setzen. Doch schon jetzt sind sinnvolle Bahnprojekte wieder in der Schublade verschwunden. Auch ein behutsamer Ausbau von stärker frequentierten Landstraßen ist sinnvoll. Es fehlt jedoch der Wille, neue Konzepte im Einklang mit der Umwelt umzusetzen. Es mangelt den Politikern an frischen Ideen und innovativem Denken. Es ist, als sei man wieder in Deutschland.