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Rosige Aussichten für Freunde des mallorquinischen Weins. Der Jahrgang 2003 verspricht, besonders gut zu werden. Gerade hat die Lese begonnen, da können die Experten schon die ersten guten Nachrichten verkünden: „An den Reben hängen wunderbare Trauben”, so José Carretero de Oleza, Sekretär des Aufsichtsgremiums der kontrollierten Anbauregion (D.O.) Binissalem. Der Merlot beispielsweise werde mit 13'5 bis 14 Volumenprozent einen sehr hohen Alkoholgehalt haben, ein Zeichen dafür, dass die Frucht besonders viel Geschmack hat.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der lange und heiße Sommer hat Wachstum und Reife begünstigt, zumal die Stöcke im vergangenen Jahr durch den vielen Regen reichlich Kraft tanken konnten. Doch jetzt könnten die Reben gut noch ein bisschen Wasser vertragen, erklärt Miquel Feliu, Sekretär des Aufsichtsgremiums der D.O. Pla i Llevant. „Durch die Trockenheit haben die Pflanzen sehr gelitten, bei vielen fallen braune Blätter ab.” Solange keine Unwetter die Lese verhageln, bliebe genug Zeit, dass die Trauben wieder trocknen. Denn noch ist die diesjährige Lese in den Startblöcken, gerade einmal die früh reifen Sorten Chardonnay sind schon eingefahren. Auf die mengenmäßig viel wichtigeren Sorten für die Rotweine warten die Winzer noch – auch, um die Arbeit nicht bei allzu großer Hitze verrichten zu müssen.

Die beiden Anbaugebiete Binissalem und Pla i Llevant verfügen zusammen über etwa 770 Hektar Produktionsfläche, von denen lediglich etwa zehn Prozent mit Hilfe von Maschinen abgeerntet werden. Der Rest erfolgt in Handarbeit, wie etwa beim fröhlichen Einläuten der Lese auf dem Weingut Macià Batle in Santa Maria del Camí.

Meist sind es Verwandte und Freunde, die zur Schere greifen (das traditionelle mallorquinische Messer „Trinxet” ist lange nicht so praktisch), oder aber Schüler, die sich ein Taschengeld verdienen. Ein geübter Arbeiter schafft je nach Sorte am Tag etwa 1000 Kilo, schätzt José Carretero. Der wichtigste Teil der Lese erfolgt im September, Anfang Oktober werden nur noch die späten Sorten Cabernet und Parellada gelesen, die auf Mallorca aber nur wenig angebaut werden.

In diesem Jahr werden sie trotz der zu erwartenden sehr guten Qualität keine sehr große Menge einfahren können, wie Carretero und Feliu wissen. Durch die Hitze sinkt der Ertrag; zwar sei die Zahl der Trauben nicht gesunken, dafür aber deren Größe. Im Vergleich zum äußerst schwierigen Jahr 2002, in dem die Botritis bis zu 50 Prozent der Ernte vernichtete, wird es eine größere Menge geben. 2003 gab es nur zu Beginn des Jahres Probleme mit Mehltau, die sich aber in sehr engen Grenzen hielten, so Feliu.