Reden ist Silber. Doch im Gegensatz zum Sprichwort ist in der
Politik nicht Schweigen Gold, sondern Handeln. Insofern kann man
zur Bilanz der Balearen-Regierung nach 100 Tagen im Amt noch nicht
viel sagen.
Beim wichtigsten Thema, der Tourismuspolitik (von der
Urlaubsbranche hängen 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ab),
hat das Reden von besseren Zeiten immerhin für so etwas wie
Aufbruchsstimmung gesorgt. Minister Joan Flaquer und Juan Carlos
Alía, Direktor des Fremdenverkehrsamtes Ibatur, lassen fleißig
keine Gelegenheit aus, vor allem deutschen Unternehmern und Gästen
zu sagen, wie willkommen sie auf den Balearen sind. Nächste Woche
fahren die beiden nach Tunesien, um auf der Jahrestagung des
Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalterverbandes die guten
Nachrichten zu wiederholen.
Eine der besten Nachrichten war die Abschaffung der Ökosteuer,
allein deshalb, weil sie eine gute Nachricht war. So einfach kann
Politik sein. Jetzt geht es darum, die Umwelt der Balearen auch
ohne die Einnahmen aus der Taxe zu schützen und diese Bemühungen
den Kunden zu erklären. So schwer kann Politik sein.
Dass beim Reden mitunter reichlich heiße Luft produziert wird,
zeigt der „Versuch”, ein balearisches Profi-Rad-Team um Jan Ullrich
aufzubauen.
Positiv zu vermerken hingegen ist die Wiederbelebung der
Konzertreihe „Ein Winter auf Mallorca”. Das war schließlich mal
eine der Attraktionen im Mallorca-Winter, der mittlerweile ein
bisschen auf den Hund gekommen ist. Zur Entzerrung der starren
Saisonzeiten braucht es freilich mehr, vor allem auch die
Initiative der Unternehmer. Nur wenn sie Angebote schaffen, die
Urlaub zwischen November und April attraktiv machen, kommen auch
die Urlauber. Nur Natur reicht nicht, immer mehr Gäste wollen
Wellness, Sport und Unterhaltung.
Wenn hier das notwendige Geld investiert wird, dann, aber nur
dann, lohnt es sich auch, dass die Balearenregierung massiv in eine
Werbekampagne investiert. Ansonsten drohen die wertvollen
Werbe-Euros zu verpuffen.
Nach 100 Tagen lässt sich ein guter Start vermerken. Ein gutes
Rennen wird es aber nur, wenn nach vier Jahren die Bilanz, sprich
die Besucherzahl, stimmt.
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