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Selten hat man auf Mallorca die Gelegenheit gehabt, sich in so kurzer Zeit so viele gute Kinofilme anzuschauen. Bis Donnerstag, 6. November, dauert das „6. Festival de Cinema de Mallorca” in den AMC-Kinos im Festival Park bei Marratxí. Das Schöne für deutsche Kinofans: Das Festival, das sich dem europäischen Film widmet, beinhaltet auch eine Reihe von deutschen Produktionen, die im Original mit spanischen Untertiteln gezeigt werden.

Zwei deutsche Filme – „Good Bye Lenin” und „Scherbentanz” – sind unter den neun Streifen, die von einer Jury bewertet werden. Die Präsenz des deutschen Kinos, so die Organisatoren, spiegelt seine gute Qualität im europäischen Vergleich wider. Neben dem deutschen Kino liegen weitere Schwerpunkte auf dem katalanischen und französischen Film. Der Nachwuchs ist mit Kurzfilmen (Videos und Computeranimationen) vertreten.

Mit „Good Bye Lenin” (2002), einem Film von Wolfgang Becker, geht ein starker Kandidat ins Rennen: Bei der Berlinale 2003 wurde er als bester europäischer Film ausgezeichnet. „Good Bye Lenin” ist die Geschichte des deutschen Mauerfalls: Kurz vorher fällt die engagierte Genossin Christiane Kerner (Katrin Saß) ins Koma. Als sie wieder aufwacht, holen sich die DDR-Bürger bereits ihr Begrüßungsgeld in D-Mark ab.

Als Drehbuchautor, Schriftsteller und Regisseur war Chris Kraus an „Scherbentanz” beteiligt. Sein Drehbuch wurde mit dem Förderpreis Deutscher Film 2002 prämiert. Der unter dem Titel „Shattered Glas” angekündigte Film (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen amerikanischen Produktion) ist eine tragikomische Familiengeschichte mit Jürgen Vogel, Nadja Uhl und Margit Carstensen in den Hauptrollen. Der Modedesigner Jesko erkrankt an Leukämie und kehrt in die großbürgerliche Villa seiner Familie zurück. Einzig seine Mutter, eine obdachlose Alkoholikerin, könnte helfen...

Im Berlin der 20er Jahre spielt „Sass” (2001), als die Panzerknackerbrüder Sass (Ben Becker und Jürgen Vogel) ihr Unwesen treiben. Auch wenn sich die Story nach „Bonnie und Clyde” anhört, hat Regisseur Carlo Rola nicht etwa ein Actiondrama nach amerikanischem Vorbild geschaffen.

Die Geschichte eines Segler erzählt „Querelle” (1982), der letzte Film von Rainer Werner Fassbinder. In „Die innere Sicherheit” von Christian Petzold (2001) geht es um eine Jugendliche, deren Eltern untergetauchte Terroristen sind. Sie ist hin– und hergerissen zwischen Solidarität und Rebellion. Auch „Black Box BRD” beschäftigt sich mit dem Thema Terrorismus, indem es zwei Biographien gegenüberstellt: die des RAF-Angehörigen Wolfgang Grams, der sich nach offizieller Version 1993 in Bad Kleinen erschießt, und die von Alfred Herrhausen, der 1989 einem Attentat zum Opfer fällt.

Aus der Perspektive des Täters erzählt Eoin Moore in „Pigs will fly” die Geschichte eines Berliner Streifenpolizisten, der seine Frau prügelt. Er wird vom Dienst suspendiert und beginnt in den USA eine gefährliche Gratwanderung zwischen Neubeginn und Vergangenheit.

Jochen Hick hat seinen Film „No one sleeps” („Que nadie duerma”) 1999 in Deutschland und den USA gedreht. Es geht um den jungen Medizinstudenten Stefan, der biogenetischen Menschenversuchen auf der Spur ist.