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Bei aller Zuneigung und Leidenschaft für die spanischen Weine möchte ich mich heute unserem Nachbarland im Westen, Portugal, widmen. Portugal besitzt nämlich ein Produkt, das es hierzulande nicht gibt – bei allem Respekt für die hervorragenden Weine Spaniens.

Gemeint ist der Vino de Oporto, der Portwein in allen seinen Varianten. Es wurde vielfach versucht, ihn außerhalb Portugals zu kopieren. Mit mäßigem Erfolg.

Seine Geschichte reicht weit ins 17. Jahrhundert zurück. Heute ist der Portwein gefragter denn je. Die weiße Variante des Oporto, aus weißen Trauben hergestellt, eignet sich, kalt getrunken, vorzüglich als Aperitif. Wohingegen die Roten ideale Begleiter zu Käse darstellen.

Es existieren mehr als 100 verschiedene Rebsorten, die für Portwein verwendet werden können. Allerdings konzentriert man sich in jüngerer Zeit auf fünf Hauptrebsorten. Es sind die Touriga Nacional, die Tinta Roriz, bei uns als Tempranillo bekannt, die Tinta Cao, die Tinta Barroca und die Touriga Francesa.

Von der herkömmlichen Weinherstellung unterscheidet sich die des Portweins ganz markant allein schon durch das Gärverfahren. Man unterbricht den Gärvorgang der zuckerreichen Trauben etwa in der Hälfte. So verbleibt eine größere Menge Restzucker im Most.

Danach wird der Most mit Brandy verschnitten, wodurch die für die Gärung verantwortlichen Hefen absterben. Der Wein erhält dadurch den gesetzlich vorgeschriebenen Alkoholgehalt von 20 Prozent plus oder minus ein Prozent.

Die Farbpalette des Vino de Oporto reicht von hellem Gelb bis zu dunklem, undurchsichtigem Rot.

Den allermeisten wird die Bezeichnung „Vintage” ein Begriff sein. Dabei handelt es sich um die teuerste Variante der Gattung und die einzige, die zwar nur zwei Jahre im Holzfass, der so genannten „Pipa”, altert, sich jedoch danach bis zu 50 Jahre in der Flasche weiterentwickelt. Der „Nachteil” eines Vintage, wenn es denn einen gibt, ist der, dass man ihn für optimalen Trinkgenuss etwa 20 Jahre vor dem Verzehr in der Flasche reifen lassen sollte.

Alle anderen Spielarten des Portweins altern wesentlich länger in der Pipa und sind, einmal in die Flasche abgefüllt, sofort zum Verzehr geeignet.
Als Einstieg in die Welt des Oporto stelle ich Ihnen heute einen „Tawny Anejo” der Firma Burmester vor. Er lagerte zehn Jahre im Holz. Der Tawny Anejo verfügt über ein Rot mittlerer Intensität, einem alten Burgunder vergleichbar. Sein typisches Bukett erkennt man am Aroma getrockneter Früchte, Zitronenschalen und am Geschmack von Bittermarmelade. Im Gaumen süß mit erfrischender Säure und einem nachhaltigen Abgang.

Der zehnjährige Tawny von Burmester kostet etwa 32 Euro und ergänzt aufs Feinste einen reifen Käse zum Dessert. Zum Schluss ein Tipp: Trinken Sie Portwein nicht zu süßen Nachspeisen. Sie sind die natürlichen Feinde dieses edlen Getränkes und schmälern den Genuss erheblich.

Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa del Vino in Manacor.