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Prominente sind prominent, weil sie in der Öffentlichkeit stehen. Weil Fans ihre Platten kaufen, Bücher lesen, Filme sehen. Sie verdanken ihren Bekanntheitsgrad nicht nur der eigenen Leistung, sondern auch den Medien und denjenigen, von denen sie bewundert werden. Manchmal kann man nicht einmal von einer besonderen eigenen Leistung reden (und trotzdem weiß zum Beispiel alle Welt, wer „Naddel” ist). Wer in der Öffentlichkeit steht, gibt einen Teil seiner Privatsphäre auf. Letztlich zahlt sich das meist in klingender Münze aus.

Die Fans haben das Recht, möglichst viel über ihren Star zu erfahren. Die Frage ist: Wo sind die Grenzen? Der Bundesgerichtshof urteilte, dass es sich Promis gefallen lassen müssen, wenn ihr (Mallorca-)Anwesen aus der Luft fotografiert wird. Bisher besagte die Rechtsprechung zumeist, dass nur Fotos, die ohne Hilfsmittel entstanden, toleriert werden müssen. Eine Leiter ist ein Hilfsmittel, ein Helikopter zweifelsohne auch.

Meiner Meinung nach ist das Urteil falsch. Jeder, auch ein Promi, braucht einen Bereich, in dem er privat ist. Und wo sollte das sein, wenn nicht zu Hause? Da ist es doch egal, ob sich „zu Hause” zum Teil unter freiem Himmel abspielt. Muss ein Promi nach der Poolparty noch nachts aufräumen, weil am nächsten Morgen der Hubschrauber kommen und die leeren Flaschen filmen könnte? Darf er sich kein Beet in Herzform anlegen, ohne dass in den Medien darüber spekuliert wird, ob er frisch verliebt ist? Es gibt sicher noch andere Dinge, die nicht jeder sehen soll, zum Beispiel ein Sonnenbad ganz ohne Hüllen. Nun geht es in dem Urteil nur um Fotos vom Gebäude – wer aber weiß, wann der Hubschrauber genau zu seinem Haus kommt?

Es soll hier nicht heißen „arme Promis”. Die genießen im Allgemeinen viele Privilegien und stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Deswegen müssen sie sich gefallen lassen, in der Öffentlichkeit ständig beäugt, fotografiert und um Autogramme gebeten zu werden. Das gehört zum Spiel, und wer nicht mitspielt, verscherzt sich Sympathien. Aber man kann nicht erwarten, dass diese Menschen ihr Privatleben unter die Erde verlegen.

Gerade auf Mallorca ist diese Diskussion interessant. Nicht alle Berühmtheiten wollen auf der Insel im Mittelpunkt stehen, viele lassen sich hier nieder, um ihre Ruhe zu haben und der Öffentlichkeit zu entfliehen. Man sollte ihnen eine kleine Chance geben.