Für die Familie von Pilar Crevillent hätte das neue Jahr
schlimmer nicht beginnen können: Am Abend des 1. Januar verschafft
sich der ehemalige Freund der 41-Jährigen Zugang zu ihrer Wohung in
S'Arenal. Nach einem Wortgefecht erschießt der Spanier die Frau mit
zwei Schüssen aus einem Jagdgewehr, das vier Patronen fasst. Zwei
Söhne (21 und 18 Jahre) verletzt er schwer durch Schüsse in den
Bauch und in den Brustkorb. Die Tochter und die Freundin einer der
Söhne können flüchten. Fünf Stunden nach der Tat stellt sich der
41-Jährige der Polizei. Der jüngere Sohn befindet sich nach wie vor
in Lebensgefahr.
Der Mord an Pilar Crevillent – das schreckliche Ende einer
missglückten Liebesgeschichte? Ein furchtbarer Einzelfall? Nach
Ansicht der Redner, die in den folgenden Tagen bei der Trauerfeier
und bei Gedenkminuten für die Ermordete das Wort ergriffen, steht
das Schicksal von Pilar Crevillent für eine bedrohliche Entwicklung
(nicht nur) in der spanischen Gesellschaft. Gewalt und im
Extremfall der Mord an Frauen gehöre auch auf Mallorca zum Alltag
und müsse Institutionen und Bürgern eine Warnung sein, um auf eine
echte Gleichstellung der Geschlechter hinzuwirken. Politiker und
Frauenrechtler forderten Präventionsarbeit in der Schule: Kinder
müssten lernen, Frauen zu respektieren und Gewalt abzulehnen.
Franziskanerpater Jordi Perelló berichtete über eine neue
amerikanische Studie, nach der Frauen mit einer Wahrscheinlichkeit
von 46 Prozent irgendwann in ihrem Leben Opfer einer Misshandlung
oder versuchten Misshandlung werden. Einer spanischen Studie
zufolge leiden 13 Prozent der Frauen in Spanien unter einer offenen
oder latenten Form der häuslichen Gewalt.
Isabel Llinás, Leiterin des balearischen Fraueninstitus,
forderte Opfer von Gewalt im häuslichen Umfeld auf, ihre
Aggressoren anzuzeigen. Und die Anzeige nicht im Nachhinein fallen
zu lassen, wie das Pilar Crevillent getan hatte.
Von ihrem späteren Mörder hatte sie sich vor etwa zwei Jahren
nach einjähriger Beziehung getrennt. Doch der Mann, so berichten
Arbeitskolleginnen einer Putzkolonne im Krankenhaus Son Dureta,
habe die Trennung nie akzeptieren wollen. Schon während der
Beziehung soll er sie kontrolliert und drangsaliert haben. Und auch
nach der Trennung habe er sie verfolgt und bedroht.
Einige Umstände der Tat deuten darauf hin, dass der Mann die Tat
geplant haben könnte. Er soll angekündigt haben, dass er nach
Neujahr in der Zeitung stehen würde. Bislang hat er jede Aussage
verweigert. Vor seiner Einweisung ins Gefängnis äußerte er die
Sorge, der inhaftierte Freund einer Nichte des Opfers könnte ihm im
Gefängnis etwas antun.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.