Ungeachtet einer der größten Demonstrationen in der Geschichte
Mallorcas will die Balearen-Regierung uneingeschränkt an ihrer
Straßenbaupolitik festhalten. „Ich will nicht, dass das Geld, das
die Madrider Zentralregierung für die Vorhaben bereithält, verloren
geht”, sagte der balearische Ministerpräsident Jaume Matas (PP) in
einer Reaktion auf die Großkundgebung.
Am vergangenen Samstagabend waren mehrere Zehntausend Menschen
friedlich in Palma durch die Innenstadt gezogen. Die Organisatoren,
ein Zusammenschluss aus Umweltgruppen und Bürgerinitiativen,
sprachen von 50.000 Teilnehmern. Die Lokalpolizei schätzte die Zahl
der Demonstranten auf 45.000, die Nationalpolizei auf 25.000. Der
Zug begann um 18 Uhr auf der Plaça de Espanya. Es ging über die
Straßen Oms, Rambla, Unió, Borne und Plaça Cort zur
Abschlusskundgebung auf der Plaça Major. Während der letztgenannte
Platz bereits mit Menschen voll ausgefüllt war, warteten auf der
Plaça Espanya noch Teilnehmer darauf, sich in Bewegung setzen zu
können.
Viele Protestler waren aus allen Teilen der Insel mit gemieteten
Bussen oder in überfüllten Zügen nach Palma gereist. Unter dem
Motto „Wer Mallorca liebt, der zerstört es nicht” kamen Menschen
vom Säuglings– bis zum Greisenalter zusammen. Trillerpfeifen,
Trommeln und die typischen mallorquinischen Dudelsäcke begleiteten
den Marsch. Hohe mallorquinischen Oppositionspolitiker wie der
ehemalige Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE) und sein
damaliger Vize Pere Sampol (PSM) befanden sich unter den
Demonstranten.
Der Protest richtete sich vor allem gegen das geplante
Autobahn-Projekt Inca-Manacor sowie den zweiten Stadtring um Palma.
Daneben bekundeten Teilnehmer ihre Ablehnung gegen die Verlängerung
der Flughafen– und Palmanova-Autobahnen, die Verbreiterung der
Trasse Palma-Inca sowie deren Verlängerung bis nach Sa Pobla.
Zielscheibe des Protestes waren auch der Ausbau des Flughafens
sowie ein Themenpark, den dänische Investoren in Calvià errichten
wollen. Die mallorquinische Folklore-Sängerin Maria del Mar Bonet
beschuldigte die Regierung, gegen die Kultur und Umwelt der Insel
zu handeln. „Das ist keine Politik mehr, sondern Denken ohne
gesunden Menschenverstand.”
Am Tag nach der Demonstration schalt die balearische
Verkehrsministerin Mabel Cabrer (PP) die Oppositionsparteien
„politisch unverantwortlich”. In Anbetracht der 23 Menschen, die
seit Jahresbeginn ihr Leben bei Verkehrsunfällen auf Mallorcas
Straßen verloren haben, seien sichere Infrastrukturen eine
Notwendigkeit. Das Verkehrsnetz der Insel bestehe aus
„Dritte-Welt-Straßen”. Eine tiefgreifende Umgestaltung sei
unabdingbar.
Unterdessen haben vergangene Woche die Arbeiten zur Verlängerung
der Levante-Autobahn in Richtung Llucmajor begonnen. Bis Ende 2005
soll die 6'3 Kilometer lange Südumfahrung fertig sein. Die
Baukosten betragen 33 Millionen Euro. Die Neustrecke soll täglich
20.000 bis 30.000 Autos aus dem Ort heraushalten. Die Trasse
beginnt auf der Höhe des Gewerbegebietes Son Noguera und trifft
östlich von Llucmajor auf die Landstraße nach Campos.
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