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Die blutigen Anschläge in Madrid hatten auch Auswirkungen auf die ITB in Berlin. Die weltgrößte Reisemesse, die am Freitag, nur einen Tag nach den Attentaten, eröffnete, sollte eigentlich ein PR-Fest für die Balearen werden. Erstmals hatte das Fremdenverkehrsamt Ibatur eine eigene Halle angemietet, doch die Atmosphäre in 7.2b war sehr gedrückt.

Auf der Bühne prangte eine große schwarze Schleife, das gesamte Programm – eine Tuna und Modenschauen – wurde gestrichen, auch die Musik ausgeschaltet. Dazu die traurigen Gesichter aller Anwesenden. So liefen zwar reichlich Besucher durch die Halle, blieben aber nicht lange. Immerhin: Es wurde so viel Informationsmaterial wie noch nie zuvor verteilt, auch das ITB-Spezial des Mallorca Magazins war schon am Sonntag vergriffen.

Den Verantwortlichen des balearischen Tourismusministeriums, allen voran Minister Joan Flaquer, wurde die Laune zusätzlich durch die überraschende Wahlniederlage ihrer Partei verhagelt. Auch die meist konservativen Hoteliers zeigten sich wenig begeistert bis sehr enttäuscht.

Doch der Schatten des Terrors überwog: Es gab mehrere Schweigeminuten, die eindrucksvollste wohl am Montag um 12 Uhr mittags, als die ganze Messe für drei Minuten Stille bewahrte, um der Opfer zu gedenken. Bereits am Freitag hatte der balearische Ministerpräsident Jaume Matas seinen Besuch abgesagt, der für den Sonntagabend geplante Empfang des spanischen Fremdenverkehrsamtes im Hilton fiel ebenfalls ins Wasser.
Dabei hätte es so lustig werden können. Die Buchungszahlen für Mallorca liegen deutlich im Plus, die Aussichten für die gesamte Saison sind nach Jahren der Rückschritte eindeutig positiv.

Vor allem ging das Standkonzept auf. In nur acht Wochen wurde alles von Grund auf neu gemacht, weil auf der Reisemesse Fitur in Madrid der Stand erstens hingepfuscht war, womit sich der Messebauer ordentlich Ärger eingehandelt hatte, und zweitens nicht offen genug war.

Jetzt lockte am einen Ende der Halle die große Bar, am anderen Ende die Bühne mit den dahinter liegenden Besprechungsräumen. In der Mitte Platz für Besucher, an den Gängen vier Stände, für jede Balearen-Insel einen.

Erstmals gab es auch ausreichend Platz. Der Andrang bei den Auftritten von Michael Douglas und Boris Becker war überwältigend, aber auch die Präsentationen der vier Großveranstalter TUI, Thomas Cook, LTU-Touristik und Alltours waren gut besucht. Wo vorher drangvolle Enge auf dem Dach des Standes und Einsturzgefahr herrschte, konnte man nun bequem sitzen und hatte keine Probleme, alles zu hören.

Jenseits des offiziellen Programms, das an den Fachbesuchertagen am Montag und Dienstag weitgehend wie geplant abgespult wurde, war die große Bar Zentrum des Geschehens. Verantwortlich für das Catering und die Organisation der Auftritte war Kamal Dorai, der die Sache mit seinem Team ausgesprochen gut erledigte.

Trotz aller Trauer und der Enttäuschung über den Wahlausgang zog Minister Flaquer am Dienstag ein zufriedenes Fazit: „Wir haben mit den Auftritten von Michael Douglas und Boris Becker ein außerordentlich großes Medienecho erzielt, die Balearen-Halle hat funktioniert, das Image der Inseln ist wieder positiv, und die Zahlen der Reiseveranstalter stimmen ebenfalls.” Es werde schwer, im nächsten Jahr einen ähnlich fulminanten Messe-Auftritt hinzulegen, „aber wir werden es versuchen”, versprach er.

Weitere Verbesserungen am Stand sind geplant, so soll statt des Dunkelbrauns wohl eine hellere Farbe gewählt werden. „Wir werden überlegen, was wir noch tun können”, so Flaquer, aber am Konzept werde nicht gerüttelt.