Gastronomen, Hoteliers, Immobilienmakler, Yachtbroker, Verkäufer
und Dienstleister auf Mallorca stehen in den Startlöchern, um die
erste „heiße” Woche der Saison 2004 zu meistern. Nach der Flaute
der vergangenen Jahre ist das Stimmungsbarometer in der
Tourismuswirtschaft nun wieder in die Höhe geklettert, was auch
andere Branchen mitreißt. Getrübt werden könnte der Optimismus
allenfalls durch das Wetter – laut Vorhersage ziehen Wolken auf –
und die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, die nach den Anschlägen
in Madrid in ganz Spanien aus Furcht vor neuem Terror getroffen
wurden.
Vor allem in den deutschen Hochburgen wird an Ostern mächtig
aufgetischt, gefeiert, animiert. Der alljährlich zu Ostern
beginnende Aufmarsch prominenter Gesichter hat schon eingesetzt: Am
Mittwoch wurde unter anderem Bundesaußenminister Joschka Fischer in
Port d'Andratx gesichtet, wo die Society genauso wie in anderen
Orten an Ostern mit Straßenfesten und Empfängen in Sektlaune
gebracht wird.
Wie viele Menschen in dieser Karwoche nach Mallorca kommen,
zeigen die Zahlen des Flughafens Son Sant Joan: Vom vergangenen
Dienstag bis zum Ostermontag werden in Palma 401.600 Passagiere
abgefertigt, knapp fünf Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum
des vergangenen Jahres. Die meisten Flugzeuge – 595 – starten und
landen am Ostersamstag.
Bessere Auslastungszahlen und mehr geöffnete Hotels als in der
Osterwoche 2003 meldet der Vorsitzende des Hoteliersverbands der
Playa de Palma Jordi Cabrer. In Mallorcas wichtigster Urlaubsregion
haben etwa 60 Hotels mit einer Kapazität von 22.000 Betten
geöffnet. Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Bettenzahl. Man
sei zu 80 Prozent ausgebucht. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum
waren Hotels mit 15.000 Betten in Betrieb, und nur 70 Prozent
ausgelastet. Ab der ersten Maiwoche werden laut Cabrer fast alle
150 Hotels der Playa de Palma geöffnet sein, während im vergangenen
Jahr noch im Juni Hotels mit einer Kapazität von 4500 Plätzen
geschlossen waren.
Nach den Worten des balearischen Tourismusministers Joan Flaquer
sind die Verkaufszahlen der Reiseveranstalter für die Inseln nicht
durch die Terroranschläge in Madrid beeinflusst worden. Er rechne
mit einer Steigerung des Zustroms deutscher Touristen von fünf bis
zehn Prozent im Vergleich zur Osterwoche 2003. Mallorca sei die
Insel mit den besten Buchungszahlen, auch wenn die Belegungsquote
von Region zu Region unterschiedlich ist.
Verstärkter Polizeieinsatz zu Ostern ist auf Mallorca ein
gewohntes Bild: Er soll die Sicherheit der spanischen Königsfamilie
gewährleisten, die traditionsgemäß die Ferien in ihrem Sommerpalast
verbringt, unter anderem um an den ersten großen Segelregatten
teilzunehmen.
Diesmal ist das Polizeiaufgebot aber auch durch die Furcht vor
weiteren Anschlägen durch islamistische Terroristen zu erklären: In
ganz Spanien sind derzeit 100.000 Polizisten und Soldaten zum
Schutz strategischer Einrichtungen wie Flughäfen, Stromwerke und
Staudämme im Einsatz. Auch die Bewachung diplomatischer
Vertretungen diverser Länder sowie Bahnhöfe und Bahngleise ist
verschärft worden. Nach dem Bombenfund an der Bahnstrecke
Madrid-Sevilla wurden auch die Trassen auf Mallorca abgesucht.
Verdächtiges wurde nicht bemerkt.
Mateo Cladera, Sprecher des Flughafens von Palma, sagte, dass
die Passagiere keine zusätzlichen Kontrollen über sich ergehen
lassen müssen: Die Ausweise werden kontrolliert und alle Koffer
werden einmal durchleuchtet „wie immer”. Polizisten mit Spürhunden
durchsuchen Abfalleimer und Gepäck auf verdächtige Gegenstände.
Auch die Verkehrskontrollen sind verschärft worden. Eine konkrete
Bedrohung soll nicht vorliegen.
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