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Die Gründe könnten nicht unterschiedlicher sein. Die einen kommen, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden und deshalb Not leiden; die anderen, weil sie ausreichend Geld haben, um sich den Traum vom Leben unter südlicher Sonne zu erfüllen: Immigranten auf Mallorca. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass Spanien im Allgemeinen und die Balearen im Besonderen die Einwanderungs-Statistiken in Europa anführen. Auf über 13 Prozent ist der Ausländeranteil auf den Inseln bereits gestiegen.

Eine Zahl, die erstmals nichts aussagt. Sind 13 Prozent zu vernachlässigen, gerade richtig, zu viel? Ich denke, sie sind in einer wirtschaftlich prosperierenden Region zu verkraften. Und sie werden – bislang – auch gut verkraftet.

Natürlich haben in der Bevölkerung längst Debatten über den „Verlust der Identität” eingesetzt, mit der Folge eines stärker werdenden Nationalismus, aber im Großen und Ganzen gestaltet sich das Zusammenleben der Nationalitäten auf Mallorca doch äußerst friedlich. Wie sonst wäre es zu erklären, dass nicht nur der Strom der Wirtschaftsflüchtlinge anhält, sondern auch der der Mittel- und Nordeuropäer, die nicht die Existenzangst gen Süden treibt, sondern nur das Bedürfnis nach Sonne. Auch wenn sich der eine oder andere als Ausländer benachteiligt oder gar schikaniert fühlt, so schlecht kann das Leben hier doch nicht sein.

Hin und wieder wird beklagt, dass Mallorca als Modellfall für das vereinte Europa versagt hat. Das ist sicher richtig. Wir erleben eher ein Nebeneinander als ein Miteinander der verschiedenen Nationalitäten. Aber konnte man wirklich etwas anderes erwarten? Konnte man wirklich annehmen, eine kleine und bis vor wenigen Jahrzehnten völlig abgeschiedene Insel im Mittelmeer tauge als Melting Pot à la New York? Wohl kaum. Das braucht mehr Zeit.

Eine ernsthafte Gefahr für das friedliche Zusammenleben von Einheimischen und Immigranten könnte mit einer Wirtschaftskrise einherkommen. Politiker und Behörden sollte nicht so lange warten. Es wird Zeit, eine aktive Integrationspolitik zu betreiben.