Die Theorien vom spanischen Kolumbus rücken seit einigen Jahren
verstärkt Mallorca beziehungsweise den balearisch-katalanischen
Sprachraum ins Blickfeld von Wissenschaftlern und Hobbyforschern.
Jüngstes Beispiel: Erst am vergangenen Dienstag meldete der
spanische Radiosender Cadena Ser unter Berufung auf den
TV-Wissenschaftskanal Discovery, dass es sich bei Kolumbus um einen
katalanischen Korsar gehandelt habe, der im aragonesischen
Bürgerkrieg (1462-1472) gegen König Juan II. kämpfte. Aus diesem
Krieg ging der Sohn des Monarchen, Fernando, als Sieger hervor.
Fernando ist später einer der beiden "reyes católicos", der
spanischen Katholischen Könige. Durch die Heirat 1469 mit der
kastilischen Königin Isabella und der Vereinigung der beiden
Königreiche bricht in Spanien die Neuzeit an. Isabella und Fernando
sind jenes Monarchenpaar, in dessen Auftrag Kolumbus 1492 seine
Entdeckunsgreise antritt, um den westlichen Seeweg nach Indien zu
finden. Als ehemaliger Bürgerkriegskorsar, so die These des
Wissenschaftssenders, sei Kolumbius daran gelegen gewesen, vor
Fernando seine wahre Herkunft zu verheimlichen.
Eine andere Theorie über die Herkunft Kolumbus' hat einen
direkten Mallorca-Bezug. Nach dieser These handelt es sich bei dem
Entdecker um den unehelichen Sohn des aragonesischen Prinzen
Carlos, Príncipe de Viana, und der Mallorquinerin Colom. (Daher
auch der Name Cristóbal Colom, spanisch Colón.) Carlos war der
ältere Halbbruder des bereits erwähnten Fernando. Bei seinem Vater,
König Juan II. von Aragón, war Carlos in Ungnade gefallen. Der
Prinz wurde zeitweise nach Mallorca, das Teil des Königreichs war,
verbannt. Während seines knapp einjährigen Exils auf der Insel
hatte der als Frauenheld bekannte Königssohn, so die Verfechter der
Mallorca-Theorie, eine amouröse Liebschaft mit der jungen Frau aus
Felanitx. Dort soll Kolumbus 1461 das Licht der Alten Welt erblickt
haben.
Für die Mallorca-Theorie macht sich seit nunmehr 30 Jahren der
Generalsekretär der Kulturellen Vereinigung Cristobal Colón,
Gabriel Verd Martorell, stark. Sollte er Recht haben, wäre Kolumbus
über seinen Vater ein Halb-Neffe des späteren "rey católico"
Frenando. Damit hätte Kolumbus theoretisch Ansprüche auf die
königlichen Privilegien seines in Gefangenschaft gestorbenen Vaters
ableiten können. Angesichts des vorausgegangenen aragonesischen
Bürgerkriegs, der die Königsfamilie blutig entzweit hatte, war
dies, so Verd, ein gefährliches politisches Unterfangen. Aus diesem
Grund tat Kolumbus gut daran, seine wahre Herkunft zu verschleiern.
Dies sei besonders im Sinne Fernandos gewesen. Er hatte den größten
Nutzen, wenn man Koluimbus nicht als Blutsverwandten kannte,
sondern für eine Fremden, einen Genovesen oder Ligurer hielt, so
Verd.
Unter den vielen Thesen zur Herkunft Kolumbus' - neben den
spanischen und italienischen gibt es sogar kroatische, griechische
und norwegische Varianten - ist die Mallorca-Theorie die einzige,
die neben Historikern auch das Interesse von Naturwissenschaftlern
geweckt hat. Vor nunmehr zwei Jahren begannen die Untersuchungen,
mit denen Genetiker der Universität Granada sowohl das Rätsel um
die Herkunft als auch das Geheimnis um die wahre Grablage des
Entdeckers lüften wollen. Per Erbgutvergleich soll festgestellt
werden, ob Kolumbus tatsächlich der Sohn des Prinzen von Viana ist.
Die Grablage seines mutmaßlichen Vaters im Kloster Poblet bei
Tarragona ist bekannt. Dort hatten die Wissenschaftler unter der
Leitung des Genetikprofessors José Antonio Lorente bereits
Knochenproben entnommen. Ein Problem war indes, dass die Grablage
der aragonesischen Könige im Laufe der Geschichte zweimal von
Aufständischen geplündert und die Skelette aus den Sarkophagen
herausgerissen worden waren. Später ordneten Mönche die Gebeine in
die Grabnischen zurück. Im Sarg von Carlos de Viana fanden sich
allerdings Knochen von gleich drei verschiedenen Menschen.
Was für den DNA-Vergleich noch fehlte, waren Knochenproben von
Kolumbus und seinen nächsten Angehörigen. Auch hier erhielten die
Forscher schließlich grünes Licht. Bereits im September 2002 wurde
im Cartuja-Kloster in Sevilla Diego Colón, der Bruder des
Entdeckers, exhumiert. Begleitet von einem regen Medieninteresse
durften die Wissenschaftler neun Monate später in der Kathedrale
von Sevilla die mutmaßlichen Gräber von Kolumbus und seinem Sohn
Fernando öffnen. Seit November 2003 sind die Genetiker dabei, das
den Knochen entnommene Erbmaterial zu untersuchen. Der Abgleich der
Bio-Daten soll mögliche verwandtschaftliche Beziehungen belegen
beziehungsweise ausschließen.
An dem wss die Grablage der aragonesischen Könige im Laufe der
Geschichte zweimal von Aufständischen geplündert und die Skelette
aus den Sarkophagen herausgerissen worden waren. Später ordneten
Mönche die Gebeine in die Grabnischen zurück. Im Sarg von Carlos de
Viana fanden sich allerdings Knochen von gleich drei verschiedenen
Menschen.
Was für den DNA-Vergleich noch fehlte, waren Knochenproben von
Kolumbus und seinen nächsten Angehörigen. Auch hier erhielten die
Forscher schließlich grünes Licht. Bereits im September 2002 wurde
im Cartuja-Kloster in Sevilla Diego Colón, der Bruder des
Entdeckers, exhumiert. Begleitet von einem regen Medieninteresse
durften die Wissenschaftler neun Monate später in der Kathedrale
von Sevilla die mutmaßlichen Gräber von Kolumbus und seinem Sohn
Fernando öffnen. Seit November 2003 sind die Genetiker dabei, das
den Knochen entnommene Erbmaterial zu untersuchen. Der Abgleich der
Bio-Daten soll mögliche verwandtschaftliche Beziehungen belegen
beziehungsweise ausschließen.
An dem wissenschaftlichen Forschungsprojekt ist neben den
Universitäten Granada und Rom sowie den Genetik-Experte
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