Die Wiederwahl des amtierenden US-Präsidenten George W. Bush ist
auf Mallorca überwiegend mit Enttäuschung aufgenommen worden.
Sowohl die Mehrheit der US-Bürger auf den Inseln als auch der
balearischen Politiker sahen sich in ihren Hoffnungen auf einen
Wechsel getäuscht. Ein Abgeordneter der Sozialisten, Antonio
Diéguez, bezeichnete den Wahlsieg Bushs als „Ruin nicht nur für
Spanien, sondern für die ganze Welt”.
Nach Angaben des Leiters der Wahlkampagne für John F. Kerry in
Spanien, Juan Verde, gaben rund 70 Prozent der US-Bürger ihr Votum
für den demokratischen Herausforderer. Den Anhängern Kerrys war es
gelungen, viele der Nordamerikaner in Übersee für die Teilnahme an
den Wahlen zu mobilisieren. Allein auf den Balearen stimmten 700
US-Bürger per Briefwahl ab. Nach Angaben der Konsulatsagentur in
Palma waren das mindestens dreimal so viele wie sonst. Die
Wahlbeteiligung lag damit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht
mehr.
Die Kampagnenleiterin für die Republikaner in Spanien, Cynthia
Dillon, sagte, die Wahl habe gezeigt, dass sich die US-Amerikaner
mit Bush als Präsidenten sicherer fühlen als mit Kerry. Die
Demokraten haben nach ihren Worten in Spanien unter US-Studenten
punkten können. Berufstätige US-Bürger sowie Angehörige der
US-Armee in Spanien sprachen sich indes deutlich für den
Amtsinhaber aus.
Die US-Künstlerin Barbara Weil, die seit Jahren in Port
d'Andratx lebt, zeigte sich vom Wahlausgang bestürzt und verärgert.
„Die US-Medien haben ein unausgewogenes Bild der politischen
Verhältnisse wiedergegeben. Ich glaube, die Bürger in Europa,
insbesondere die Jüngeren, sind viel besser informiert als die in
den Vereinigten Staaten.”
Der US-Amerikaner Terrence Stewart, Basketball-Profi auf
Menorca, hielt einen politischen Wechsel für notwendig. „Der Fehler
der Demokraten war, dass sie in ihrer Wahlkampagne zu sehr darauf
setzten, Bush zu demontieren, statt eine bessere Alternative
anzubieten.”
Unter den balearischen Politikern forderte der Sprecher der
konservativen PP, Joan Huguet, das Votum der US-Bürger zu
akzeptieren. Die spanische Regierung habe nun keine Wahl, das
Angebot der PP-Opposition anzunehmen und einen Pakt über die
künftige Außenpolitik sowie die bilateralen Beziehungen zu den USA
abzuschließen.
Der Parteichef der regionalen Sozialisten PSM, Pere Sampol,
erklärte, bei den US-Wahlen habe die Angst die Hoffnung auf einen
Kurswechsel besiegt. Bush habe besser den Ton der
ultrakonservativen Landbevölkerung getroffen.
Der Generalsektretär der bürgerlichen Regionalisten UM, Damià
Nicolau, lobte die hohe Wahlbeteiligung. „In Zeiten der
Instabilität setzen die Leute auf die nationale Sicherheit”,
interpretierte er das Wahlergebnis.
Der Koordinator der Vereinigten Linken, Miquel Rosselló, nannte
das US-Votum eine „schlechte Nachricht” für Spanien. „Es beflügelt
die extreme Rechte in der ganzen Welt.”
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