Sterne kann nicht jeder deuten. Das trifft leider manchmal auch
für die Sterne zu, die die Kategorie eines Hotels anzeigen. Denn
Stern ist nicht gleich Stern, und von Land zu Land werden sie nach
unterschiedlichen Kriterien vergeben.
Auf Mallorca – wie in ganz Spanien – basiert das System auf der
Verordnung vom 19. Juli 1968 „die die Normen zur Klassifizierung
von Hotels” vorschreibt. Es stammt also „aus der Urzeit, als Manuel
Fraga noch Tourismusminister war”, wie ein Insider meint. 1983
wurde die Vorschrift per königlichem Dekret Nummer 1634
ergänzt.
Danach gilt: Ein Hotel ist ein solches Etablissement, das
Übernachtungen mit oder ohne Nebenangebot ermöglicht; ein
Aparthotel sind Etablissements, die den Gästen ermöglichen, auf dem
Zimmer Lebensmittel zu lagern, zuzubereiten und zu verzehren;
Motels sind Etablissements, die Garagen und getrennte Eingänge zu
jedem Zimmer haben.
Jedes Hotel wird automatisch klassifiziert, wenn es die
Betriebserlaubnis erhält. Die Vorschriften, was ein Hotel zu einem
Fünf-Sterne-Hotel macht, sind im wesentlichen technischer Art. Im
allgemeinen muss ein Fünf-Sterne-Hotel „in Gebäuden betrieben
werden, die durch ihren Luxus und Komfort” herausstechen. Die
Einrichtung der Zimmer wie insgesamt „sind von optimaler Qualität
und vereinigen die modernste Perfektion der Hotel-Technik”. Böden,
Wände und Decken sind dort, wo Gäste sie sehen, „aus noblem
Material”. Möbel, Bezüge, Lampen, Bilder, alle
Dekorationsgegenstände sowie Geschirr, Gläser, Besteck und
Tischwäsche „fallen durch die ausgezeichnete Qualität auf”.
Der Fünf-Sterne-Eingang für die Gäste muss vom Personal– und
Lieferanteneingang getrennt sein. In der Empfangshalle sind
Rezeption und Concierge klar zu trennen, es muss „einige”
geschlossene Telefonkabinen geben. Mindestens zwei Fahrstühle sind
Vorschrift, ebenso ein Teppich auf der mindestens 1'50 Meter
breiten Haupttreppe. Auch die Gänge dürfen nicht weniger als 1'75
Meter breit sein. Der Speisesaal wiederum muss mindestens 2'25
Quadratmeter pro Gast haben, die Bar ist gesondert unterzubringen.
Und ohne Damen– und Herren-Friseur sowie Garage gibt's keine fünf
Sterne.
Die Zimmer müssen mindestens zehn Quadratmeter groß sein,
Doppelzimmer 17. Die heute sogenannten Suiten hießen damals noch
Zimmer mit Salon; hierbei muss das Zimmer mindestens fünfzehn, der
Salon mindestens zwölf Quadratmeter messen. Für den Balkon gilt
eine Mindestgröße von vier Quadratmetern.
Alle Zimmer müssen Telefon haben. Ein Bad ohne mindestens 1'70
Meter lange Wanne, Dusche, sowie abgetrenntem WC und Bidet ist auch
ein Bad ohne fünf Sterne. Wände und Böden sollten aus Marmor oder
„anderen noblen Materialien” sein, die Einrichtung und sanitären
Anlagen „allerbester Qualität”.
Im Bereich Service schreibt die Verordnung vor, dass an der
Rezeption und der Gepäckaufbewahrung „ständig ausgebildetes
Personal” anwesend sein muss. Die Chefs von Rezeption und Concierge
müssen außer spanisch mindestens zwei Fremdsprachen beherrschen,
eine davon Englisch oder Französisch. Alle anderen Rezeptionisten
und Concierges sprechen Französisch oder Englisch.
Im Restaurant muss der Maître mit seinem Personal eine Karte
„mit typischen spanischen und internationalen Gerichten” anbieten,
aus jeder Gruppe kann der Gast aus mindestens drei Speisen
auswählen. Die Weinkarte „ist umfangreich und enthält Weine
anerkannter Marken”.
All das (und noch einiges mehr) ist für den modernen Hotelgast
in einem Land wie Spanien heutzutage relativ wenig aussagekräftig.
Zwischen einem Fünf-Sterne-Stadthotel wie dem Gran Meliá Victoria
in Palma oder der Super-Luxus-Herberge Mardavall bei Puerto Portals
auf der einen Seite und Strandhotels wie etwa dem Hipocampo Park
oder dem Serrano Palace in Cala Rajada auf der anderen Seite
bestehen deutliche Unterschiede. Vor allem auch im Preis.
Dazu kommt, das die Hotelklassifizierungen in jedem Land etwas
anderes bedeuten. Ein Franzose erwartet ein Bidet, ein US-Bürger
eine Eismaschine, der Portugiese einen Tabakladen an der Rezeption,
ein Grieche doppelte Vorhänge, ein Österreicher mindestens 30
verschiedene Qualitätsweine. In Spanien ist die Klassifizierung
gesetzlich vorgeschrieben, in Deutschland erfolgt sie
freiwillig.
Aus diesem Grund haben die meisten deutschen Reiseveranstalter
für ihre Kataloge ein eigenes Bewertungssystem eingeführt, das
mitunter von der Landeskategorie abweicht. Die TUI etwa lässt in
ihre Bewertungen neben der Landeskategorie die Kriterien Umwelt,
Know-how der TUI-Mitarbeiter, Gästefragebogen und Reklamationsquote
einfließen.
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