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Das Interesse an Picassos Keramik wird alleine schon durch die Tatsache bewiesen, dass wir immer wieder um Leihgaben für andere Museen und Ausstellungen zu diesem Thema gebeten werden”, sagte Marie–Claire Uberquoi, Direktorin des Museum Es Baluard, anlässlich der Präsentation der Ausstellung „El gest multiplicat” (Die vervielfältigte Geste) mit Keramiken von Pablo Picasso. Mit insgesamt 152 Arbeiten aus den Jahren 1947 bis 1971 handelt es sich um die bisher größte Ausstellung dieser Art in Spanien.

„Wir wollen eine möglichst globale Vision seiner Arbeiten auf diesem Gebiet geben”, sagte die Kuratorin Dolores Durán, „wir möchten unterschiedliche Schaffensperioden, Techniken und Motive zeigen.”

Es war im Sommer 1946, als Picasso, damals mit 65 Jahren schon kein junger Mann mehr und ein international bekannter Künstler, zum ersten Mal die jährliche Kunsthandwerkermesse in Vallauris besuchte. Er war von den traditionellen Töpferarbeiten so fasziniert, dass er ein Jahr später seinen Wohnsitz dorthin verlegte. Er arbeitete zunächst mit Suzanne und George Ramié zusammen, die im benachbarten Madoura eine Töpferwerkstatt hatten. Wenig später verlegte er seinen Wohnsitz auf den Landsitz La Galloise. Dort hatte er dann auch seine eigene Werkstatt.

Picasso war sofort fasziniert von der Verformbarkeit des Tons, dem Zauber des Brennofens, den strahlenden Farben des Emails und dem Glanz der Glasur. Alle diese Komponenten eröffneten seiner Kreativität neue Perspektiven. Unermüdlich dekorierte er Platten und Teller, benutzte aber auch ungewöhnliche Unterlagen wie Scherben und zerbrochene Ziegel. Picasso war nicht damit zufrieden, vorhandene Tongefäße zu dekorieren, wie es vor ihm viele getan hatten. Er setzte sich intensiv mit den Techniken des Brennens und der Glasur auseinander, studierte die unterschiedlichen Reaktionen von Pigmenten unter Hitzeeinwirkung.

„Die ersten Stücke entstanden noch auf flachem Untergrund, auf Tellern und Platten, also auf einem Untergrund, wie Picasso ihn von Leinwänden und Druckvorlagen gewöhnt war”, erläutert Dolores Durán. Und er nutzte Motive aus seinen Bildern – immer wieder Szenen aus dem Stierkampf, Faune, Eulen, Tauben, Ziegenköpfe, Tänzer, wie sie in unendlicher Grazie auf einem der besten Stücke der Ausstellung, einer Vase „Gran Jarrón con bailarines” zu sehen sind. Es ist ein ganzes Universum der Mythologie.

Später machte er eigene Formen aus Ton, so dass die Form selbst schon zu Picasso–Keramik wird wie bei den Arbeiten „Búhos de madera”. Dann werden Frauenköpfe zu Krügen und Fische oder Hühner zu Karaffen.

Gerne fertigte er seine Keramiken in verhältnismäßig großen Auflagen von 100 oder sogar 500 Kopien. Er verlor nämlich niemals die Tatsache aus dem Sinn, dass Keramiken Gebrauchsgegenstände sind.

In der Ausstellung sind allerdings auch drei Teller zu sehen, die als Unikate gefertigt wurden: Musiker und Tänzer. 27 Jahre lang beschäftigte sich Picasso mit Keramik. Im Laufe dieser Zeit fertigte er 4000 Originalwerke. Die erste große Ausstellung in Spanien fand 1953 in einer Madrider Galerie statt. Seitdem haben Picasso-Keramiken Eingang in die wichtigsten Museen gefunden.

Keramiken von Pablo Picasso im Museum Es Baluard, Palma, Plaza Porta Santa Catalina s/n. Dienstag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr. Eintritt 6 Euro.